Colonia Claudia Ara Agrippinensium war eine der bedeutendsten Städte des römischen Imperiums. Das heutige Köln könnte davon ganz viele spannende Geschichten erzählen, wäre nicht das Römisch-Germanische Museum wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen und das beeindruckende Praetorium wegen des Neubaus der MiQua, des jüdischen Museums im Archäologischen Quartier, aktuell nicht zugänglich. „Doch zum Glück gibt es das Römergrab in Weiden“, sagt Bürgermeister Dr. Ralph Elster. Ein Ort, wo Rom gegenwärtig wird, wo die Besucher durch ein Zeitenfenster 2000 Jahre zurück zu den römischen Ursprüngen schreiten können.

Zum Neujahrsempfang hatte Prof. Dr. Heinz Günter Horn (l.), der Vorsitzende des Fördervereins, eingeladen. Bürgermeister Dr. Ralph Elster (2.v.l.) hielt ein Grußwort.

Dass das möglich ist, ist insbesondere dem Förderverein um den überaus engagierten Prof. Dr. Heinz Günter Horn zu verdanken. „ Lange Zeit war die Grabkammer nicht zugänglich, aber vor allem dank der Arbeit des Fördervereins kann sie nunmehr besichtigt werden und ist heute ein überaus attraktiver Lern- und Erlebnisort in unserer Stadt“, stellte Dr. Ralph Elster in seinem Grußwort zum Neujahrsempfang des Fördervereins heraus. 

Zahlreiche Gäste waren zum Neujahrsempfang gekommen.

Für ihn ist die Weidener Grabkammer „im wahrsten Sinne des Wortes etwas Besonderes. Sie ist ein ungeheurer Schatz, der leider vielen Menschen bislang noch eher verborgen geblieben ist“. Wenn es nach Dr. Ralph Elster geht, soll das aber nicht so bleiben. Daher ist auch er ein engagierter Werber für diese schon 1870 entdeckte Grabkammer, die einer der größten archäologischen Schätze Nordrhein-Westfalens ist. Dr. Ralph Elster: „Dieser unglaubliche spannende Ort ist ein faszinierendes Zeitenfenster, das den heutigen Menschen einen authentischen, fast unverstellten Blick in die Antike und die Grabkunst der Römer, aber auch in Totenkult und das Leben der Menschen vor fast 2000 Jahren ermöglicht.“

Die Rede im Wortlaut

Lieber Herr Prof. Horn,
liebe Mitglieder des Fördervereins, 

liebe Anwesende aus Politik und Verwaltung,

liebe Freunde und Förderer des Römergrabes,

meine sehr verehrten Damen und Herren.
Zunächst darf ich Sie im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich hier im Ausweichquartier unseres Römisch-Germanischen Museums begrüßen.
Auch wenn das neue Jahr schon einige Tage fortgeschritten ist, wünsche ich Ihnen allen dennoch ein gutes Jahr 2023, selbst dann, wenn ich mit solch rüdem Vorgehen gegen einen noch heute gültigen Beschluss unseres Stadtrates verstoße, den der hohe Rat in seiner Weisheit am 3. Januar 1642 getroffen hat, wonach wir hier in Köln einander nur bis zum Tag der heiligen Agnes, also bis zum gestrigen 21. Januar, Neujahrsgrüße austauschen dürfen. Wie so viele andere wichtige Dinge ist eben auch das gut und klar geregelt in unserer Stadt mit ihrer 2000jährigen Geschichte.

Dr. Ralph Elster hält sein Grußwort.


Schön, dass wir heute zum Neujahrsempfang des Fördervereins Römergrab Weiden zusammenkommen, schön dass dieser wunderbare Förderverein sein fünfjähriges oder besser fast sechsjähriges Bestehen zum Anlass nimmt, einerseits Resümee zu ziehen über das bislang Erreichte und andererseits auch über die Zukunft der Weidener Grabkammer zu berichten.
Die Weidener Grabkammer ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas Besonderes. Sie ist ein ungeheurer Schatz, der leider vielen Menschen bislang noch eher verborgen geblieben ist. Dieser unglaubliche spannende Ort ist ein faszinierendes Zeitenfenster, das den heutigen Menschen einen  authentischen, fasst unverstellten Blick in die Antike und die Grabkunst der Römer, aber auch in Totenkult und das Leben der Menschen vor fast 2000 Jahren ermöglicht. 

Einer der größten archäologischen Schätze Nordrhein-Westfalens

Auch wenn Außenstehende bei der bei uns im Rheinland ja nicht ganz unbeliebten und daher auch eher nicht seltenen Verwendung von Superlativen – aus mir persönlich nicht nachvollziehbaren Gründen – immer etwas Vorsicht walten lassen, müssen im Falle der Weidener Grabkammer auch Nicht-Rheinländer nüchtern feststellen, dass hier der Superlativ tatsächlich angebracht ist: Die schon 1870 entdeckte Grabkammer ist einer der größten archäologischen Schätze Nordrhein-Westfalens und als Denkmal einzigartig nördlich der Alpen. 

Diese römische Grabkammer wurde seit der Mitte des 2. Jahrhunderts genutzt; eine offenbar sehr reiche römische Familie bestatte dort ihre verstorbenen Angehörigen. Der Gutshof, auf dem sie gelebt haben, ist zwar noch nicht nachgewiesen, wird aber wohl ganz in der Nähe gelegen haben. Lange Zeit war die Grabkammer nicht zugänglich, aber vor allem dank der Arbeit des Fördervereins kann sie nunmehr besichtigt werden und ist heute ein überaus attraktiver Lern- und Erlebnisort in unserer Stadt. Sie ist ein Bodendenkmal erster Klasse, auch wenn das Denkmalschutzgesetz eine solche Klassifizierung natürlich nicht kennt.

Unser römisches Vermächtnis wird hier für Jung und Alt erfahrbar

Es ist wirklich großartig, dass die Weidener Grabkammer durch den unermüdlichen Einsatz des Fördervereinsvorstandes und vor allem auch insbesondere durch den Einsatz von Ihnen, lieber Herr Prof. Horn, mittlerweile zu einem echten Leuchtturm in der Erinnerung an die großartige römische Geschichte unserer Stadt geworden ist. Unser römisches Vermächtnis wird dadurch für Jung und Alt erfahrbar. Es wird bei den meisten Menschen, die das Römergrab zum ersten Mal besuchen, zunächst ungläubiges Staunen und bestimmt auch etwas Ehrfurcht hervorrufen. 

Gerade in den Zeiten, in denen unser geliebtes Römisch-Germanisches Museum auf dem Roncalliplatz infolge der Generalsanierung geschlossen werden musste, gelingt es nicht zuletzt mit diesem wunderbaren außerschulischen Lernort der Weidener Grabkammer, die römischen Bezüge unserer Heimat unmittelbar spürbar und erfahrbar zu machen.
Ich freue mich sehr darauf, wenn mit dankenswerter Unterstützung des Landes NRW sich weitere Möglichkeiten eröffnen sollten, das Programmangebot rund um das Römergrab noch zu erweitern. Ich bin sehr gespannt auf das, was wir am heutigen Tage so alles erfahren werden über die neuen Themen, die nun in Weiden auf der Agenda stehen.

Dank an alle Beteiligten für das großartige Engagement

Abschließend darf ich diese Gelegenheit noch einmal nutzen und mich auch im Namen der Stadt Köln bei allen Beteiligten für das großartige Engagement Ihres Fördervereins Römergrab Weiden bedanken und ich darf diesen Dank mit der Hoffnung verbinden, dass Sie auch künftig nicht nachlassen bei der Aufarbeitung unserer Kölner Geschichte in den letzten Jahrhunderten des römischen Reiches. 

Die großartige Entwicklung Kölns in der Spätantike zeigt ähnlich wie das für unsere Stadt so glorreiche Hochmittelalter und die unglaublichen Entwicklungszüge während der Industrialisierung, zwischen den Weltkriegen und auch in der Nachkriegszeit bis hin zum Wechsel des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin, welche Möglichkeiten unsere Stadt, unsere Metropole – im Herzen Europas und am größten und wichtigsten Strom des Kontinents gelegen – tatsächlich hat.

Ich wünsche uns allen noch viele spannende Informationen und Gespräche beim heutigen Neujahrsempfang.

Fotos: privat und Konrad Förstner, CC0, via Wikimedia Commons