Vor Corona war es ein Neujahrsempfang, jetzt ist es ein Frühjahrsempfang. Der Vorstand des Vereins Porzer Handwerker erklärte in seiner Einladung auch gleich warum: „Frühling bedeutet Aufbruch und blühendes Leben.“

„Nach drei Jahren sind wir wieder hier nach den bisherigen Neujahrsempfängen, hier im Rathaussaal, eine Corona Pandemie weiter und mitten im Krieg“, sagte Karl-Heinz Miebach, 1. Vorsitzender der Porzer Handwerksmeister vor den zahlreichen geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung Porzer Stadtgesellschaft.

„Nach drei Jahren sind wir wieder hier nach den bisherigen Neujahrsempfängen, hier im Rathaussaal, eine Corona Pandemie weiter und mitten im Krieg“, sagte Karl-Heinz Miebach, 1. Vorsitzender der Porzer Handwerksmeister vor den zahlreichen geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung Porzer Stadtgesellschaft.

Zu den Gästen zählte auch Bürgermeister Dr. Ralph Elster, der in seinem Grußwort vor allem ein klares Bekenntnis abgab: „Das Handwerk gehört zu Köln und Köln wäre ohne das Handwerk nicht denkbar.“ Um diese Aussagen zu untermauern, bemühte er einerseits einen Blick in die Vergangenheit, andererseits hatte er aktuelle Zahlen mitgebracht: So sind allein in Köln mehr als 10.000 Handwerksbetriebe ansässig und geben etwa 65.000 Beschäftigten Arbeit. Derzeit werden 5.000 Lehrlinge in den Betrieben ausgebildet und ein Gesamtumsatz von rund 8 Mrd. Euro pro Jahr erwirtschaftet.

„Das entspricht mehr als 10% der Wirtschaftsleistung unserer Stadt. Um mal einen Vergleich zu machen, was das bedeutet: Das Bruttoinlandsprodukt der Stadt Gelsenkirchen mit seinen immerhin 260.000 Einwohnern belief sich im Jahr 2020 auf eben diese 8 Milliarden Euro, die hier bei uns in Köln allein das Handwerk erwirtschaftet“, so Bürgermeister Dr. Ralph Elster.

Handwerk habe also eine enorme Bedeutung für die Stadt Köln und die Herausforderungen der Zukunft ließen die Bedeutung nochmals wachsen. Die im Zuge der Klimawandelproblematik gefassten Beschlüsse auf allen politischen Ebenen von Brüssel bis bin zum Kölner Stadtrat und der Bezirksvertretung Porz könnten nicht ohne das Handwerk gedacht werden. Elster weiter: „Denn ob im Anlagenbau oder der Gebäudesanierung, in allen gesellschaftlichen Bereichen wird der Wandel nur gelingen, wenn man auf ein starkes, innovatives Handwerk als Partner zählen kann.“

Für den musikalischen Rahmen sorgte der Männerchor Eintracht Köln-Porz mit einem Potpourri stimmungsvoller Kölscher Lieder.

Köln müsse daher ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben. Damit das gelinge, müsse Stadt eben auch für das Handwerk attraktiv bleiben. „Sie können sich sicher sein, dass die Politik Ihre Bedürfnisse im Blick hat“, versicherte CDU-Fraktionsmitglied Dr. Ralph Elster. Ein Beleg dafür: In der Ratssitzung am kommenden Donnerstag wird es eine Initiative geben, die die unmögliche Situation von Handwerkern und Pflegekräften aufgreift, für die es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist, für ihre Arbeiten und Dienstleistungen in der Innenstadt noch Parkmöglichkeiten zu finden. Der Rat wird die Verwaltung auffordern, hier schleunigst Abhilfe zu schaffen. Handwerker müssen in der Nähe ihres Einsatzortes parken können, damit sie Maschinen, Geräte und Arbeitsmittel verfügbar haben.

„Auch das Thema Gewerbeflächen für Handwerksbetriebe spielt für die heutige Politik eine wichtige Rolle und hat eine hohe Priorität, genau wie die Beschleunigung der Antrags- und Genehmigungsverfahren, die leider immer noch zu kompliziert sind und viel zu lange dauern“, so Dr. Ralph Elster, der den Handwerksbetrieben abschließend viele neue interessierte und begabte Auszubildende und ein richtig gutes Handwerkerjahr 2023 wünschte. 

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Miebach, Vorsitzender,
sehr geehrter Herr Schumacher, Präsident, 
liebe Mitglieder der Selbständigen Handwerksmeister Porz,
lieber Herr Wollseifer, lieber Herr Lucks, lieber Herr Dr. Günther,
liebe Bezirksbürgermeisterin Stiller,
liebe Gäste aus Politik und Verwaltung,
meine sehr verehrten Damen und Herren.

Zunächst darf ich Sie alle ganz herzlich im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßen. Dieses Mal gibt es keinen Empfang zum Jahresbeginn, Sie haben aus dem traditionellen Neujahrstreffen einen Frühjahrsempfang gemacht – aus meiner Sicht eine sehr gute Idee, kann man sich doch heute ganz Ihrer Zusammenkunft widmen, ohne mit anderen Empfängen oder gar dem Karneval konkurrieren zu müssen.

Ich freue mich jedenfalls sehr, heute hier bei dem Empfang Ihres traditionsreichen Vereins Selbständiger Handwerksmeister Porz dabei sein zu können. Ihr Verein blickt inzwischen auf eine 116 jährige Geschichte zurück und auch viele der heute anwesenden Betriebe werden schon in der 3., 4. oder sogar 5. Generation geführt. Zahlreiche Handwerksbetriebe sind dank des strategischen Weitblicks ihrer Eigentümerfamilien über die Jahrzehnte konsequent weiterentwickelt worden, z.B. von der 1864 gegründeten Dorfschmiede bis hin zum immer noch familiengeführten, aber mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus operierenden Top-Spezialisten für Anlagen-, Maschinen-, Stahl- und Metallbau.

Handwerk in Köln lebt in dem Spannungsfeld, einerseits die Tradition etwa in Form klarer Strukturen zu bewahren, sich aber andererseits durch stetige inhaltliche Weiterentwicklungen und Anpassung an sich wandelnde Rahmenbedingungen immer wieder neu positionieren zu müssen. 

Der Wohlstand unserer Stadt hängt von Beginn an in einem ganz hohen Maße ab vom Handwerk und seiner Leistungsfähigkeit.

Der Wohlstand unserer Stadt hängt von Beginn an in einem ganz hohen Maße ab vom Handwerk und seiner Leistungsfähigkeit. Schon zur Gründungszeit, vor 2000 Jahren waren zahllose Steinmetze, Bauhandwerker, Zimmerleute und Dachdecker erforderlich, unsere Stadt aufzubauen und zu betreiben. Andere damals schon bekannte Berufsbilder sind etwa Waffenschmiede, Wäscher, Bäcker, Mosaikarbeiter, Gärtner, Kupfer- und Silberschmiede, Friseure, Schneider oder Schuhmacher. 

Und schon damals gab es offenbar eigenverantwortliche Strukturen, mit denen sich das Handwerk notwendige Rahmenbedingungen geschaffen hat. Für eine Vielzahl dieser Berufe sind nämlich schon damals Ausbildungsgänge belegt. Überlieferungen zu Folge waren die jeweiligen Berufsvereine – sogenannte Collegia, also die Vorläufer der späteren Zünfte und heutigen Innungen – verantwortlich, am Ende einer Ausbildung auch die Eignungsprüfung der künftigen Handwerker durchzuführen.

Eine solche Tradition nicht zu vergessen und immer wieder daran zu erinnern, ist in der heutigen schnelllebigen Zeit ausgesprochen wichtig.
Schließlich ist das Kölner Handwerk besonders eng mit der Geschichte unserer Stadt verknüpft. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Verbundbrief von 1396, der als eine Art frühe demokratische Stadtverfassung den in Gaffeln organisierten Handwerkern und Kaufleuten schon damals die Teilhabe am politischen Geschehen in unserer Stadt ermöglichte. Der prächtige Ratsturm, mit dessen Bau 1407 begonnen wurde, ist noch heute Ausdruck der frühen politischen Emanzipation der Kölner Bürgerinnen und Bürger gegenüber den Patriziern.

Der Mangel an geeigneten Handwerkerhöfen und Gewerbeflächen ist unserer Stadt auch im 21. Jahrhundert ein Dauerbrenner

Das Handwerk gehört also zu Köln. Köln wäre ohne das Handwerk nicht denkbar. Handwerk mag auch schon immer – wie ein altes Sprichwort sagt – goldenen Boden haben in unserer Stadt für fleißige, zuverlässige und verantwortungsvolle Vertreter der jeweiligen Zunft. 

Handwerk hat es aber auch von Beginn an nicht leicht. Die schon erwähnten Collegia dienten schon damals der oft nicht unerheblichen Besteuerung der Handwerksbetriebe. Der Mangel an geeigneten Handwerkerhöfen und Gewerbeflächen ist unserer Stadt auch im 21. Jahrhundert ein Dauerbrenner. Arbeitskräftemangel und geänderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind echte Herausforderungen für das Handwerk als attraktiver Arbeitgeber. Handwerk geschieht vor Ort und kann nicht zu 60 oder gar 80% im Homeoffice erledigt werden. Angesichts der Vorstellungen, die unsere Gesellschaft zur Work-life-Balance entwickelt, müssen sich nicht nur Bäckereien und Restaurants Gedanken machen, ihre Berufe attraktiv zu halten. 

Es ist daher auch eine gesellschaftliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen für das Handwerk deutlich zu verbessern. Und das schon aus reinem Eigennutz, denn das Handwerk ist auch in einer modernen Stadt der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsfaktor und meist auch der größte Arbeitgeber und wichtigste Ausbilder.

Allein in Köln sind mehr als 10.000 Handwerksbetriebe ansässig und geben etwa 65.000 Beschäftigten Arbeit. Derzeit werden 5.000 Lehrlinge in den Betrieben ausgebildet und ein Gesamtumsatz von rund 8 Mrd. Euro pro Jahr erwirtschaftet. Das entspricht mehr als 10% der Wirtschaftsleistung unserer Stadt. Um mal einen Vergleich zu machen, was das bedeutet: Das Bruttoinlandsprodukt der Stadt Gelsenkirchen mit seinen immerhin 260.000 Einwohnern belief sich im Jahr 2020 auf eben diese 8 Milliarden Euro, die hier bei uns in Köln allein das Handwerk erwirtschaftet.

Es braucht starke Strukturen innerhalb des Handwerks

Handwerk hat also eine enorme Bedeutung für unsere Stadt und die Herausforderungen der Zukunft lassen die Bedeutung nochmals wachsen. Die im Zuge der Klimawandelproblematik gefassten Beschlüsse auf allen politischen Ebenen von Brüssel bis bin zum Kölner Stadtrat und der Bezirksvertretung Porz verlangen die Transformation hin zur CO2-Neutralität in Produktion, Handel und Transport. Diese Transformation kann selbstverständlich nicht ohne das Handwerk gedacht werden, denn ob im Anlagenbau oder der Gebäudesanierung, in allen gesellschaftlichen Bereichen wird der Wandel nur gelingen, wenn man auf ein starkes, innovatives Handwerk als Partner zählen kann.

Und wie schon seit Jahrhunderten bedarf es auch hier wieder starker Strukturen innerhalb des Handwerks, die die Notwendigkeit der Innovation und Transformation der Gewerke begleiten. Neue attraktive Berufsbilder, neue Ausbildungskataloge, Aus- und Weiterbildungen für Meister und Fachkräfte. Das Handwerk wird den hohen Anforderungen der nächsten Jahrzehnte bestimmt gerecht werden können. Wir müssen allerdings als Stadt und Gesellschaft auch das unsere tun, damit das Handwerk den Wandel in Köln mitgestalten kann. Die jährliche Ausbildungsmesse, die die Stadt Köln gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft durchführt und die auch am vergangenen Donnerstag im Gürzenich wieder ein großer Erfolg war, mag ein gelungenes Beispiel dafür sein, wie sich die Stadt z.B. beim Thema Fachkräftemangel im Handwerk einbringen kann. Junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern, ist ein erster wichtiger Schritt bei der Nachwuchsbeschaffung.

Die zweijährige Pandemie und nun seit einem Jahr auch der Krieg im Osten Europas haben selbstverständlich auch deutliche Auswirkungen auf das Porzer Handwerk. Wie alle anderen Wirtschaftspartner kämpfen unsere Handwerkerinnen und Handwerker mit hohen Energiekosten, mit gestörten Lieferketten und Fachkräftemangel, mit steigenden Verbraucherpreisen und  der hohen Inflation und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Kunden. Die allgemeinen Geschäftserwartungen sind zuletzt immer weiter gesunken, alle Wirtschaftsbereiche stehen vor großen Herausforderungen. 

Dem allen sollte sich auch die Stadt Köln, der bei den oben genannten Zukunftsfragen eine große Verantwortung zukommt, immer bewusst sein. Köln soll ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben. Damit das gelingt, muss unsere Stadt eben auch für das Handwerk attraktiv bleiben. 

Die Politik hat Ihre Bedürfnisse im Blick hat

Sie können sich sicher sein, dass die Politik Ihre Bedürfnisse im Blick hat. In der Ratssitzung am kommenden Donnerstag wird es eine Initiative geben, die die unmögliche Situation von Handwerkern und Pflegekräften aufgreift, für die es in den letzten Jahren immer schwerer geworden ist, für ihre Arbeiten und Dienstleistungen in der Innenstadt noch Parkmöglichkeiten zu finden. Der Rat wird die Verwaltung auffordern, hier schleunigst Abhilfe zu schaffen. Handwerker müssen in der Nähe ihres Einsatzortes parken können, damit sie Maschinen, Geräte und Arbeitsmittel verfügbar haben.

Auch das Thema Gewerbeflächen für Handwerksbetriebe spielt für die heutige Politik eine wichtige Rolle und hat eine hohe Priorität, genau wie die Beschleunigung der Antrags- und Genehmigungsverfahren, die leider immer noch zu kompliziert sind und viel zu lange dauern.

Bei allen Problemen darf ich Ihnen versichern, dass wir den hohen Stellenwert des Handwerks für unsere Stadtgesellschaft genau kennen und dass wir konsequent an besseren Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft und unser Handwerk arbeiten werden.

Handwerk hat goldenen Boden, so heißt es. Damit das so bleibt, wünsche Ihnen für das kommende Jahr alles Gute und allen Krisen zum Trotz volle Auftragsbücher. Ich wünsche Ihnen in den kommenden Monaten viele neue interessierte und begabte Auszubildende und ein richtig gutes Handwerkerjahr 2023.