KulturmachtKöln. Eine Kampagne, drei Worte, viele Möglichkeiten zur Interpretation. Für Dr. Ralph Elster steht fest. „Kultur macht Köln lebenswert.“ Dieses Statement setzte der Kölner Bürgermeister und kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion an den Beginn seiner Rede zur Verleihung des Kölner Kulturpreises im Comedia Theater.

Es sollte ein Abend werden, der das Engagement und die Vielfalt der kreativen Köpfe in Köln in den Mittelpunkt stellte. Der Kölner Kulturrat hatte erneut fantastische Arbeit geleistet und eine absolut würdige Preisverleihung konzipiert. Als Gewinner hatte die unabhängige Jury des Kölner Kulturrats Sevgi Demirkaya, die Programmleiterin des Kulturbunker Köln-Mühlheim e.V., zur „Kulturmanagerin des Jahres 2023″ gewählt. Den Ehrenpreis durfte Stefan Bachmann, langjähriger Intendant am Schauspiel Köln, in Empfang nehmen. 

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Abends. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Abends. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat

Bei der Wahl zum „Kulturereignis des Jahres“ hatten die Leserinnen und Leser von „Kölnischer Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ das Sagen. Sie wählten die Performance „Mein Vater war König David“ zum Sieger. Als „Junge Initiative“ wurde das Circus Dance Festival ausgezeichnet, dessen künstlerischer Leiter Tim Behren den Preis entgegennahm.

"Der Kölner Kulturrat trägt seit nunmehr 26 Jahren dazu bei, Köln kulturell sowohl lokal als auch regional zu positionieren, aber auch die herausragende Stellung Kölns im überregionalen und im internationalen Vergleich zu thematisieren", sagte Dr. Ralph Elster. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat
„Der Kölner Kulturrat trägt seit nunmehr 26 Jahren dazu bei, Köln kulturell sowohl lokal als auch regional zu positionieren, aber auch die herausragende Stellung Kölns im überregionalen und im internationalen Vergleich zu thematisieren“, sagte Dr. Ralph Elster. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat

In seinem Grußwort betonte Dr. Ralph Elster die Bedeutung des Kulturpreises für die Stadt Köln. „Der Preis wird heute schon zum 14. Mal verliehen und die Stadt Köln ist dem Kölner Kulturrat sehr dankbar für diesen wichtigen Beitrag zum Kulturbetrieb in unserer Stadt, mit dem besondere Menschen des Kulturlebens und großartige Kölner Kulturorganisationen oder kulturelle Ereignisse gewürdigt werden“, sagte er.

Sevgi Demirkaya, die Programmleiterin des Kulturbunker Köln-Mühlheim e.V., zur „Kulturmanagerin des Jahres 2023" gewählt.  Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat
Sevgi Demirkaya, die Programmleiterin des Kulturbunker Köln-Mühlheim e.V., zur „Kulturmanagerin des Jahres 2023″ gewählt. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat

Dr. Ralph Elster lobte auch die Arbeit des Kölner Kulturrats und hob dessen Rolle als Sprachrohr für die Belange der Kultur in der Stadtgesellschaft hervor. „Der Kölner Kulturrat trägt seit nunmehr 26 Jahren dazu bei, Köln kulturell sowohl lokal als auch regional zu positionieren, aber auch die herausragende Stellung Kölns im überregionalen und im internationalen Vergleich zu thematisieren“, betonte er.

Den Ehrenpreis durfte Stefan Bachmann, langjähriger Intendant am Schauspiel Köln, in Empfang nehmen. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat
Den Ehrenpreis durfte Stefan Bachmann, langjähriger Intendant am Schauspiel Köln, in Empfang nehmen. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat

Besonders betonte Elster die Bedeutung des Engagements der Bürgerinnen und Bürger sowie privater Fördervereine für das reiche Kulturangebot Kölns. „Ohne die vielen Fördervereine und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger ließe sich das reiche Kulturangebot unserer Stadt gar nicht aufrechterhalten“, unterstrich er. Gleichzeitig ließ er auch eine durchaus ernstes Thema nicht aus: „Liebe Vertreterinnen und Vertreter des Kölner Kulturrates, Ihre Arbeit wird in Köln wahrgenommen und hoch geschätzt. Umso ärgerlicher, dass es im Vorfeld der heutigen Veranstaltung zu Irritationen wichtiger Organisationen gekommen ist. Gut, dass mit den auch heute wieder publizierten dezidierten Stellungnahmen die Antisemitismus-Vorwürfe entkräftet worden sind.“

Bei der Wahl zum „Kulturereignis des Jahres“ kürten die Leserinnen und Leser von „Kölnischer Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“  die Performance „Mein Vater war König David“ zum Sieger. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat
Bei der Wahl zum „Kulturereignis des Jahres“ kürten die Leserinnen und Leser von „Kölnischer Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Performance „Mein Vater war König David“ zum Sieger. Foto: Pascal Fassbender/Kölner Kulturrat

Vor diesem Hintergrund war es ihm ein Anliegen, noch einmal ganz klar die Position der Stadt Köln herausstellen. Dafür zitierte er Olaf Zimmermann, der gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Gabriele Schulz vor zwei Jahren den Aufsatz „Skandal mit Ansage“ anlässlich der Vorkommnisse während der Documenta 15 verfasst hat. Die Kernaussage von Zimmermann und Schulz gebe den Lesenden eine klare Richtung vor: „,Antisemitismus’ – so heißt es dort – ,hat allerdings in der Kunst keinen Platz. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern diskreditiert Juden, weil sie Juden sind. Das ist nirgendwo hinnehmbar und im Kulturbereich schon gar nicht.’“ Dem sei nichts hinzuzufügen. „Auch in Köln hat Antisemitismus selbstverständlich keinen Platz in der Kultur und wir werden als Stadt alles unternehmen, dass unsere Institutionen und Fördermittel auch künftig nicht für die Diskreditierung jüdischen Lebens missbraucht werden, egal vor welchem Hintergrund das stattfinden sollte“, betonte der Kölner Bürgermeister.

Als „Junge Initiative“ wurde das Circus Dance Festival ausgezeichnet, dessen künstlerischer Leiter Tim Behren den Preis entgegennahm.
Als „Junge Initiative“ wurde das Circus Dance Festival ausgezeichnet, dessen künstlerischer Leiter Tim Behren den Preis entgegennahm.

Die Verleihung des Kölner Kulturpreises wurde somit zu einer Feier der Vielfalt und Kraft der Kultur, die das Engagement und die Kreativität der Menschen in Köln würdigt und wertschätzt. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden für ihre herausragenden Leistungen und ihren Beitrag zur Kulturszene der Stadt gebührend gefeiert.

Die Rede im Wortlaut

Lieber Herr Wenn (Vorsitzender Kölner Kulturrat),
liebe Mitglieder des Kölner Kulturrates, sehr geehrte Jury, 
lieber Herr Charles,
liebe Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur, Politik und Verwaltung,
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe kulturinteressierte Gäste.

Im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker darf ich Sie ganz herzlich zur Verleihung des Kölner Kulturpreises begrüßen. Der Preis wird heute schon zum 14. Mal verliehen und die Stadt Köln ist dem Kölner Kulturrat sehr dankbar für diesen wichtigen Beitrag zum Kulturbetrieb in unserer Stadt, mit dem besondere Menschen des Kulturlebens und großartige Kölner Kulturorganisationen oder kulturelle Ereignisse gewürdigt werden. 

Die vielfältigen Aktivitäten des Kulturrates für unsere so reichhaltige Kulturszene beschränken sich aber bei weitem nicht auf die nun wieder anstehenden Ehrungen. Im Jahr 1998 aus der Taufe gehoben, war man hier in Köln ein knappes Jahr später am Start als der zuvor gegründete NRW-Kulturrat. Dabei ist die Idee eines Zusammenschlusses und einer organisierten Kooperation von Kulturfördervereinen auf kommunaler Ebene bestechend, schließlich wird Kulturarbeit vor Ort in den Kommunen gemacht. Seit seiner Gründung ist der Kölner Kulturrat eine Erfolgsgeschichte und vertritt heute mehr als 60 Fördervereine und -organisationen, die wiederum weit mehr als 20.000 Mitglieder vertreten. Dabei versteht er sich beileibe nicht als einfacher Lobbyverband für seine Mitglieder, sondern tritt dem Grunde nach von Anfang an als Sprachrohr auf für die Belange der Kultur in unserer Stadtgesellschaft.

In kulturpolitischen Fragestellungen geeignete Lösungsansätze zu finden, erfordert Austausch und Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Beteiligten aus der Kölner Kulturszene. Und genau das macht der Kölner Kulturrat sehr erfolgreich von Beginn an mit einem kontinuierlichen Diskurs mit den Kulturschaffenden und den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung. Nicht zuletzt wird die Arbeit des Kulturausschusses stets eng begleitet und allein der ehrenamtliche Zeitaufwand, sich über die Inhalte der oft 50 oder mehr Tagesordnungspunkte Klarheit zu verschaffen, ist schon aller Ehren wert. Dazu kommt die tatkräftige Mitwirkung bei der Kulturentwicklungsplanung schon von Beginn an. Das Setzen eigener Impulse etwa mit den vielbeachteten Symposien oder dem Futurelab oder der neuen Idee, in Köln eine umfassende Seviceeinheit für die freie Kulturszene zu etablieren.

Köln lokal, regional, national und international positionieren

Der Kölner Kulturrat trägt seit nunmehr 26 Jahren dazu dabei, Köln kulturell sowohl lokal als auch regional zu positionieren, aber auch die herausragende Stellung Kölns im überregionalen und im internationalen Vergleich zu thematisieren. Ein bekanntes Credo des Kulturrates lautet, sich für langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen einzusetzen, was den hiesigen Kulturinstitutionen helfen soll, sich nachhaltig entwickeln zu können. Wenn man einmal nachzählt, befinden wir uns seit Ihrer Gründung allerdings derzeit schon in der vierten Wirtschafts- und Finanzkrise, die selbstredend, wegen der zu erwartenden Mindereinnahmen die freiwilligen Kulturaufgaben auch in unserer Kommune wieder erheblich belasten könnte.

Schaut man dabei auf die heute bestehenden finanziellen Rahmenbedingungen für Kulturförderung in unserer Stadt, scheint es zunächst einmal gar nicht so schlecht auszusehen. Wir haben auch im Doppelhaushalt 2023 und 2024 das Ziel von Ex-OB-Schramma und Ex-Kulturdezernent Quander erreicht, die schon vor 20 Jahren 5% des städtischen Haushaltes der Kultur widmen wollten. Das sind aktuell immerhin ziemlich genau 300 Mio. Euro, also fast der Betrag, der auch dem Kulturministerium in NRW in diesem Jahr für die Kulturförderung im gesamten Land zur Verfügung steht. Allerdings befinden wir uns schon lange nicht mehr in der Haushaltsbewirtschaftung nach Art der Kameralistik.

Die in Köln mittlerweile horrenden Kosten für unsere Kulturgebäude, die vielfach aus den 50er, 60er und 70er Jahren stammen – unserer Riphan-Ensemble am Offenbachplatz ist ja nur ein Beispiel von vielen – müssen unmittelbar aus den Einzelhaushalten der jeweiligen Institutionen über Abschreibungen und Zinskosten bedient werden. Bei einem notwendigen Neubau- und Instandsetzungsvolumen von bis zu zwei Milliarden Euro braucht man beim derzeitigen Zinsniveau sehr schnell 100 Mio. Euro und mehr im laufenden Haushalt allein für die Gebäudekosten, ohne auch nur einen Cent für den Kulturbetrieb zur Verfügung zu haben.

Es braucht genügend Mittel für die Förderung eines pulsierenden und attraktiven Kulturbetriebs

Das heißt, jedes neue Bauprojekt wird den für die Kultur, für die Menschen und die Projekte zur Verfügung stehenden Anteil zukünftiger Kulturhaushalte schmälern. Wir benötigen also dringend eine Kompensation der künftig noch höheren Gebäudekosten; die Sanierung von RGM, MAKK oder anderen Häusern kann nicht über die aktuellen Betriebskostenzuschüssen erfolgen.

Darüber hinaus müssen bei städtischen Institutionen oder bei den Zuschüssen für die Freie Szene die zuletzt hohe Inflation und die damit einhergehenden Tarifabschlüsse aufgriffen werden. Das NRW-Kulturgesetz und der Mindestlohn sind zwar gute Beispiele für dringend notwendige Verbesserungen im Kulturbereich, aber auch sie bedürfen der Gegenfinanzierung. Mit anderen Worten, wir müssen derzeit aufpassen, dass auch in den kommenden Jahren genügend Mittel verfügbar sind für die Förderung eines pulsierenden und attraktiven Kulturbetriebs in unserer Stadt. 

Wie das nun in Zeiten knapper Kassen funktionieren soll, ist noch weitestgehend unklar. Falls die kommende Steuerschätzung tatsächlich so schlecht, wie prognostiziert, ausfallen und die Konjunktur noch immer nicht anspringen sollte, ist auch in Köln mit deutlichen Auswirkungen auf den Kulturhaushalt zu rechnen.

Der Kulturrat wird in den kommenden Wochen und Monaten doppelt gefordert sein

Dabei kann man Kultur nicht einfach nach Kassenlage machen. Es gilt, etablierte Strukturen in der institutionellen und freien Szene auch in den Zeiten knapper Kassen zu erhalten. Es gilt, gerade auch in der Kulturpolitik handlungsfähig zu bleiben und sich bietende Chancen dennoch nutzen zu können.  In solchen, aus haushalterischer Sicht schwierigen Zeiten kommt der privaten Förderung eine ganz besondere Bedeutung zu. Der Kulturrat wird in den kommenden Wochen und Monaten also doppelt gefordert sein: Zum einen als wichtiger Mahner in der Stadtgesellschaft für die Belange der Kultur; zum anderen aber auch bei der Organisation privaten Engagements mit dem die Haushalte unserer Kulturinstitutionen gestützt werden müssen. Ohne die vielen Fördervereine und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger ließe sich das reiche Kulturangebot unserer Stadt gar nicht aufrechterhalten. 

Liebe Vertreterinnen und Vertreter des Kölner Kulturrates, Ihre Arbeit wird in Köln wahrgenommen und hoch geschätzt. Umso ärgerlicher, dass es im Vorfeld der heutigen Veranstaltung zu Irritationen wichtiger Organisationen gekommen ist. Gut, dass mit den auch heute wieder publizierten dezidierten Stellungnahmen die Antisemitismus-Vorwürfe entkräftet worden sind. 

Ich will an dieser Stelle aber noch einmal ganz klar die Position der Stadt Köln herausstellen und dafür Olaf Zimmermann zitieren, der gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Gabriele Schulz vor zwei Jahren den Aufsatz „Skandal mit Ansage“ anlässlich der Vorkommnisse während der Documenta 15 verfasst hat. Die beklemmenden Fragen, die die beiden zunächst aufwerfen, erspare ich uns heute Abend.

Die Kernaussage von Zimmermann und Schulz findet sich aber zum Schluss, der Aufsatz endet sehr apodiktisch und gibt uns Lesenden dabei aber eine klare Richtung vor: „Antisemitismus“ – so heißt es dort – „hat allerdings in der Kunst keinen Platz. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern diskreditiert Juden, weil sie Juden sind. Das ist nirgendwo hinnehmbar und im Kulturbereich schon gar nicht.“ Zitat Ende. Dem ist nichts hinzuzufügen. Auch in Köln hat Antisemitismus selbstverständlich keinen Platz in der Kultur und wir werden als Stadt alles unternehmen, dass unsere Institutionen und Fördermittel auch künftig nicht für die Diskreditierung jüdischen Lebens missbraucht werden, egal vor welchem Hintergrund das stattfinden sollte.

In diesem Sinne wird die Vergabe der Kölner Kulturpreise auch heute Abend wieder eine Feier der Vielfalt und Kraft von Kultur sein, die das Engagement kreativer Menschen in unserer Stadt würdigt und wertschätzt. Ich wünsche uns allen nun eine spannende Preisverleihung zum 14. Kölner Kulturpreis.