Es ist eine Premiere, aber es könnte doch eigentlich Tradition werden. Der Wunsch von Bürgermeister Dr. Ralph Elster wurde zum Running Gag beim Fest zu Ehren des pakistanischen Unabhängigkeitstages. Denn das fand zum ersten Mal in Nippes statt – und könnte möglicherweise wiederkommen.

Organisator Hammad Hussain (v.r.), Honorarkonsul Matthias Theis und Bürgermeister Dr. Ralph Elster

Aber so weit ist es noch nicht. Zunächst war es an Bürgermeister Dr. Ralph Elster, auf Einladung von Honorarkonsul Matthias Theis die zahlreichen Gäste im Bürgerzentrum zu begrüßen. Er erinnerte daran, dass die Geburtsstunde Pakistans eine sehr blutige und schmerzhafte gewesen ist. „Im Falle Pakistans und Indiens starben bei den damaligen Unruhen über eine Million Menschen und es wurde eine der größten Migrationswellen der Geschichte der Menschheit ausgelöst, bei der am Ende 15 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren sollten“, so Dr. Ralph Elster.

Er stellte aber auch die Frage, wo Pakistan heute, 76 Jahre später, steht. Es sei ein Land mit fast 250 Millionen Einwohnern, das sich trotz seiner dynamischen Bevölkerungsentwicklung mit Herausforderungen wie einer wirtschaftlichen und finanziellen Krise sowie Reformbedarf in Politik und Gesellschaft konfrontiert sieht. Die Anfälligkeit für die Auswirkungen des Klimawandels stellt Pakistan vor weitere strukturelle Aufgaben.

Für die musikalische Untermalung der Feierlichkeiten sorgten Naushad Ali und Team.

Trotz dieser Herausforderungen bestehe ein starkes Interesse Deutschlands an einer demokratischen und nachhaltigen Entwicklung Pakistans, betonte Dr. Ralph Elster. „Unsere Länder pflegen seit 72 Jahren enge und vielfältige Beziehungen, die auf Zusammenarbeit in Wirtschaft, Bildung und Kultur basieren. Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner Pakistans in der EU, und die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erstreckt sich über mehr als sechs Jahrzehnte“, so der Bürgermeister, der natürlich auch Bezüge zu Köln herstellen konnte.

Es seien oft sehr gut ausgebildete Fachkräfte, die in Moers, in  Duisburg oder hier im Köln-Bonner Raum zu Hause seien, unter uns lebten, arbeiteten und bestens integriert seien. Allein das Statistische Jahrbuch Kölns zähle in 2021 mehr als 1.400 Menschen mit pakistanischen Wurzeln, die hier bei uns in unserer Stadt lebten.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

„So lassen sich also Brücken schlagen in das von Köln rund 5.500 Kilometer entfernte Pakistan. Brücken schlagen zum Beispiel im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit NRW“, sagte der CDU-Politiker Dr. Ralph Elster: „Aus Kölner Sicht freut es uns besonders, wenn wir in einigen Wochen wieder mehr als 50 Aussteller aus Pakistan zur Anuga, zur weltgrößten Fachmesse der Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, in unserer schönen Kölnmesse begrüßen können.“ Die Angebotspalette pakistanischer Unternehmen biete eine große Vielfalt und reiche von Grundnahrungsmitteln über Kräuter und Gewürze, wie z.B. dem berühmten rosafarbenen Himalaya-Salz, bis hin zu Feinkost und Gourmetprodukten. 

Vielfalt ist für Bürgermeister Dr. Ralph Elster ein gutes Stichwort gewesen. „Denn leider verbinden wir hier in Europa und auch bei uns hier in Deutschland, das Land Pakistan allzu oft mit religiösem Fanatismus und mit den schwelenden Konflikten mit den angrenzenden Nachbarn. Gewaltausbrüche und Bilder, wie in der letzten Woche aus Faisalabad, tragen selbstverständlich zu diesem Vorurteil bei. Deshalb sage ich Ihnen vielen Dank für Ihre teilnehmenden Worte und dafür, dass wir im Rahmen der heutigen Feier eine Gedenkminute für die betroffene Christengemeinde eingelegt und Solidarität bekundet haben“, so Dr. Ralph Elster weiter.

Mit einer Gedenkminute gedachten die Anwesenden den Opfern der jüngsten Gewaltausbrüche in Faisalabad.

Dieses Verhalten zeige wiederum, dass hier in Europa viel zu selten von der landschaftlichen, religiösen und kulturellen Vielfalt Pakistans oder der großen Gastfreundschaft seiner Bewohnerinnen und Bewohner die Rede sei. Oder von Cricket, diesem wunderbaren Nationalsport, den die Deutschen zwar nicht so ganz durchdringen würden, der aber offenbar eine große Anziehungskraft entfalte, wenn man sich intensiver auf dieses Duell zwischen Bowler und Batter einließe.

Durch diesen Austausch in die jeweils andere Kultur hineinversetzen

„Aber das ist ja eigentlich immer so im Leben: Wenn man sich erst einmal etwas intensiver mit seinem Gegenüber beschäftigt, wenn wir uns mehr in die Perspektive des anderen hineinversetzen würden, wenn wir begännen voneinander zu lernen und uns gegenseitig besser zu verstehen, dann wäre für ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Nationen schon viel gewonnen“, betonte Dr. Ralph Elster. 

Das Fest in Nippes solle genau dafür ein schöner Beitrag sein. Man tausche sich aus, unterhalte sich, genieße einige Stunden bei landestypischen Speisen und Musik pakistanischer Künstler. „Durch diesen Austausch lernen wir voneinander, können uns ein stückweit mehr in die jeweils andere Kultur hineinversetzen“, sagte Bürgermeister Dr. Ralph Elster, der abschließend allen Beteiligten eine schöne Feier mit vielen interessanten Eindrücken und Gesprächen und Pakistan im kommenden Jahr viele gute Schritte auf seinen beachtlichen Weg innerhalb der Staatengemeinschaft der Welt wünschte.

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Honorarkonsul Theis,

sehr geehrter Herr Hammad Hussain mit dem Veranstaltungsteam,

meine sehr verehrten Honoratioren u.a vom Generalkonsulat, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste. 

Zunächst darf ich Sie alle im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker sehr herzlich hier im Bürgerzentrum in Nippes begrüßen. Es ist schön, dass es Dank gemeinsamer Anstrengungen gelungen ist, hier in dieser tollen Location heute ein Fest zu Ehren des pakistanischen Unabhängigkeitstages feiern zu können.

Angesichts des Teilnehmerkreises und des hier verfügbaren Wissens, denke ich, brauche ich zur Geschichte der Gründung Pakistans nichts grundlegendes mehr erläutern. Ich möchte allerdings doch noch einmal festhalten, dass es eine sehr blutige und schmerzhafte Geburtsstunde war, als die britische Kolonialmacht am 14. August 1947 die vormalige Kolonie British India in die unabhängigen Staaten Indien und Pakistan aufteilte. Und wie so oft in der Geschichte von Kolonialisierung und Befreiung war die daran anschließende Zeit von ethnisch und religiös motivierter Gewalt geprägt. Im Falle Pakistans und Indiens starben bei den folgenden Unruhen über eine Million Menschen und es wurde eine der größten Migrationswellen der Geschichte der Menschheit ausgelöst, bei der am Ende 15 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren sollten.

Wie ist die Situation heute?

Wie ist die Situation in Pakistan aber heute, 76 Jahre später, wo ja nach wie vor sicherheitspolitische Themen in der Region oft genug die Tagespolitik bestimmen? Verschiedene Quellen unserer Bundesregierung attestieren dem Land, dass es mit seinen fast 250 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern immerhin auf Platz fünf der bevölkerungsreichsten Länder der Welt steht. Das starke Bevölkerungswachstum trifft allerdings zur Zeit auf eine reformbedürftige öffentliche Verwaltung und vor allem aktuell auch auf eine Wirtschafts- und Finanzkrise. Weitere Herausforderungen sind ausstehende Reformen in Politik und Gesellschaft und auch eine hohe Anfälligkeit für die Folgen des Klimawandels, die das Land in den kommenden Jahren vor große strukturelle Herausforderungen stellen.

Gleichzeitig kann man aus der Sicht Deutschlands allerdings festhalten, dass gerade unserer Land ein großes Interesse an einer demokratischen und nachhaltigen Entwicklung in Pakistan hat und wir uns eine konstruktive Rolle Pakistans in dieser Weltregion wünschen. Deutschland und Pakistan pflegen nunmehr schon seit 72 Jahren erfolgreiche, enge und vielfältige Beziehungen, deren offizielles 70. Jubiläum vor zwei Jahren auch festlich begangen wurde. In Pakistan ist Deutschland nicht nur mit einer Botschaft in der Hauptstadt Islamabad, sondern auch mit einem Generalkonsulat in der Wirtschaftsmetropole Karachi vertreten.

Das schafft natürlich Möglichkeiten auch jenseits der deutsch-pakistanischen Entwicklungszusammenarbeit, die schon seit 1961 also seit mehr 60 Jahren besteht und mittlerweile auf ein Projektvolumen von fast vier Milliarden Euro Entwicklungshilfe zurückblicken kann. Die engen Beziehungen werden noch besser veranschaulicht, wenn man auf den bilateralen Handel zwischen unseren Ländern schaut: Deutschland ist Pakistans wichtigster Handelspartner in der EU, das bilaterale Handelsvolumen betrug allein in 2021 3,5 Milliarden Euro. Pakistan exportiert nach Deutschland vor allem Textilien, Lederwaren, Sportartikel, Schuhe und medizinische Instrumente. Aus Deutschland importiert Pakistan im Gegenzug dafür Maschinen, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse, sowie Fahrzeuge und Eisenwaren.

Ein wichtiger Partner deutscher Entwicklungspolitik

Pakistans Dynamik, so stellt auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fest, und seine globale Bedeutung machen das Land zu einem wichtigen Partner für die deutsche Entwicklungspolitik. 

Neben engen Wirtschaftsbeziehungen sind vor allem auch gute Beziehungen in der Wissenschaft grundlegend für weitere positive Entwicklungen. Deutschland ist für junge pakistanische Menschen bei der Länderwahl zu Promotionszwecken eines der beliebtesten Länder – neben den USA, Großbritannien und Australien. Derzeit studieren über 5.000 junge Menschen aus Pakistan in Deutschland. In 2021 förderte der Deutsche Akademische Austauschdienst weit mehr als 900 pakistanische Studierende und Forschende.

Alles zusammengenommen, sind also sehr gute Grundlagen vorhanden, die Ziele von Honorarkonsul Matthias Theis zu erreichen, dem es unter anderem auch darum geht, die schon bestehende wirtschaftliche Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern weiter zu fördern und auszubauen.

Gerade auch NRW ist dafür eine sehr geeignete Basis, ist unser Bundesland doch Heimat für zahlreiche pakistanische Landsleute. Es sind oft sehr gut ausgebildete Fachkräfte, die in Moers, in  Duisburg oder hier im Köln-Bonner Raum zu Hause sind, unter uns leben, arbeiten und bestens integriert sind. Allein das Statistische Jahrbuch Kölns zählt in 2021 mehr als 1.400 Menschen mit pakistanischen Wurzeln, die hier bei uns in unserer Stadt leben.

Brücken schlagen von Köln nach Pakistan

So lassen sich also Brücken schlagen in das von Köln rund 5.500 Kilometer entfernte Pakistan. Brücken schlagen zum Beispiel im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit NRW. So hat sich etwa die Düsseldorfer Handelskette Metro in Pakistan erfolgreich etablieren können. Aus Kölner Sicht freut es uns besonders, wenn wir in einigen Wochen wieder mehr als 50 Aussteller aus Pakistan zur Anuga, zur weltgrößten Fachmesse der Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, in unserer schönen Kölnmesse begrüßen können. Die Angebotspalette pakistanischer Unternehmen bietet eine große Vielfalt und reicht von Grundnahrungsmitteln über Kräuter und Gewürze, wie z.B. dem berühmten rosafarbenen Himalaya-Salz, bis hin zu Feinkost und Gourmetprodukten. 

Vielfalt ist ein gutes Stichwort. Denn leider verbinden wir hier in Europa und auch bei uns hier in Deutschland, das Land Pakistan allzu oft mit religiösem Fanatismus und mit den schwelenden Konflikten mit den angrenzenden Nachbarn. Gewaltausbrüche und Bilder, wie in der letzten Woche aus Faisalabad, tragen selbstverständlich zu diesem Vorurteil bei. Deshalb sage ich Ihnen vielen Dank für Ihre teilnehmenden Worte und dafür, dass wir im Rahmen der heutigen Feier eine Gedenkminute für die betroffene Christengemeinde eingelegt und Solidarität bekundet haben. 

Ihr Verhalten zeigt wiederum, dass hier in Europa viel zu selten von der landschaftlichen, religiösen und kulturellen Vielfalt Pakistans oder der großen Gastfreundschaft seiner Bewohnerinnen und Bewohner die Rede ist.

Oder von Cricket, diesem wunderbaren Nationalsport, den wir in Deutschland zwar nicht so ganz durchdringen, der aber offenbar eine große Anziehungskraft entfaltet, wenn man sich intensiver auf dieses Duell zwischen Bowler und Batter einlässt.

Für ein friedliches Zusammenleben viel gewonnen

Aber das ist ja eigentlich immer so im Leben: Wenn man sich erst einmal etwas intensiver mit seinem Gegenüber beschäftigt, wenn wir uns mehr in die Perspektive des anderen hineinversetzen würden, wenn wir begännen voneinander zu lernen und uns gegenseitig besser zu verstehen, dann wäre für ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Nationen schon viel gewonnen. 

Dieses Fest hier heute in Nippes soll genau dafür ein schöner Beitrag sein. Wir tauschen uns aus, unterhalten uns, genießen einige Stunden bei landestypischen Speisen und Musik pakistanischer Künstler. Durch diesen Austausch lernen wir voneinander, können uns ein stückweit mehr in die jeweils andere Kultur hineinversetzen. 

Daher bin ich sehr dankbar dafür, dass Sie zu diesem Fest ein Grußwort der Stadtspitze gewünscht haben. Danken möchten ich auch den Organisatoren, die das hier alles auf die Beine gestellt haben. Es ist schön, dass Sie alle nach Köln gekommen sind, um dieses wunderbare Fest aus Anlass des pakistanischen Unabhängigkeitstags hier bei uns in Nippes zu feiern. 

Ich würde mich freuen, wenn dies nicht die letzte gemeinsame Unabhängigkeitsfeier bei uns in Köln war. Sie sollten wissen, in unserer Stadt benötigt so etwas zwei Wiederholungen und ab dem dritten Mal sprechen wir in Köln dann von… Tradition.

Ich wünsche uns allen heute noch eine schöne Feier mit vielen interessanten Eindrücken und Gesprächen und Pakistan im kommenden Jahr viele gute Schritte auf seinen beachtlichen Weg innerhalb der Staatengemeinschaft der Welt.