Die Kölner Tageszeitungen berichten heute über die Pläne, mit einer Interims-Ausstellung im Praetorium das Jüdische Museum im Archäologischen Quartier (MiQua) bereits jetzt zu präsentieren. „Angesichts der vielen Verzögerungen an der Baustelle und einer geplanten Eröffnung nicht vor 2026 ist genau das der richtige Schritt, um das jüdische Erbe unserer Stadt schon jetzt erlebbar und erfahrbar zu machen“, sagt Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster. 

Der CDU-Kulturexperte, der auch Mitglied in der Landschaftsversammlung ist, hat immer für eine solche Preview geworben. „Umso schöner, dass die zahlreichen Bemühungen aller Beteiligten nun auf fruchtbaren Boden zu fallen scheinen“, so Dr. Ralph Elster. Leider habe ja die ursprünglich geplante  Eröffnung zum deutsch-jüdischen Festjahr 2021 nicht geklappt und das obwohl das MiQua mit der Wanderausstellung zum Thema 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland einen maßgeblichen Beitrag zu diesem Festjahr konzipiert hatte. 

„2024 jährt sich die damals per Ratsbeschluss verordnete endgültige Vertreibung der Juden aus Köln zum 600. Mal. Nach dem schlimmen Pogrom 75 Jahre zuvor, bei dem die meisten jüdischen Gemeindemitglieder ermordet und die Siedlung gebrandschatzt und geplündert worden war, konnte ab 1369 wieder eine jüdische Gemeinde nachgewiesen werden, allerdings nur bis zum genannten Ausweisungsbeschluss.

Eine Interims-Ausstellung würde die Gelegenheit bieten, diese Ereignisse des 14. und 15. Jahrhunderts aufzuarbeiten, zu präsentieren und damit das Schicksal der damaligen jüdischen Siedlung, die immerhin mehr als 1000 Jahre mitten bei uns in Köln gelegen hat, angemessen zu würdigen“, so Dr. Ralph Elster, der im gleichen Atemzug betont, wie wichtig das mahnende Erinnern ist, um aus den Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.

Römischer Statthalterpalast unter dem Rathaus soll Anfang 2024 für eine Wiedereröffnung hergerichtet sein

Wie der Beschlussvorlage für den Stadtrat zu entnehmen ist, soll das Praetorium, der römische Statthalterpalast unter dem Rathaus, bis Anfang 2024 soweit fertiggestellt werden, dass eine Wiedereröffnung möglich ist. Mit der Interims-Ausstellung „Das MiQua kommt“ soll dann dort das Interesse an dem neue Museum geweckt werden. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR), in dessen Gremien eine nahezu gleichlautende Diskussion schon vor einigen Wochen geführt worden ist, geht als künftiger Museums-Betreiber davon aus, dass etwa 100.000 Besucher pro Jahr realistisch sind. Die Einnahmen sollen die Gesamtkosten von 1,8 Millionen Euro auf rund 1,3 Millionen Euro für den vorläufigen Projektzeitraum von anderthalb Jahren senken.

Den Erläuterungen des LVR-Museumsteams zufolge sollen die Besucherinnen und Besucher beim unterirdischen Rundgang durch das Praetorium zwei „Spuren“ folgen können – einer jüdischen und einer römischen. Neben originalen Fundstücken wie dem steinernen Affenkopf von der gotischen „Bima“, der Lesekanzel, der Kölner Synagoge sowie Wandgrafiken und erklärenden Texten werden die spannenden Museumsinhalte auch interaktiv vermittelt: An Medienstationen gibt es z.B. kurze Videos, die audiovisuelle Informationen über den historischen Ort geben. Zum anderen hat man über interaktive Touch-Screens auch die Gelegenheit, mittels kleiner Hörspiele etwas über den Alltag der Menschen der damaligen Zeit zu erfahren.

Im Bericht von Rundschau-Redakteur Michael Fuchs heißt es dazu, dass die Grundlage der Inhalte historische Quellen seien. Zum Beispiel gehe es in einem Gespräch zwischen einer Hausfrau und einem Rabbiner um die Frage, ob man ein Huhn, das bei einem Sturz von einer Mauer gefallen ist, essen dürfe, obwohl es nicht nach der jüdischen Speisegesetzgebung geschlachtet worden sei. 

„In einem anderen Gespräch unterhalten sich der römische Statthalter Didius Iulianus, der mittelalterliche jüdische Gelehrte Ascher ben Jechiel, die Kunsthistorikerin Luise Straus-Ernst und der Archäologe Otto Doppelfeld, der das Praetorium 1953 ausgegraben hat, bei einer fiktiven Stehparty darüber, wie sich das Viertel im Laufe seiner Geschichte verändert hat“, heißt es abschließend im Bericht der Kölnischen Rundschau.

In jedem Fall ist die Vorab-Eröffnung ein Riesenschritt. Endlich ist das Praetorium, ein zentrales Element unseres Weltkulturerbes „Niedergermanischer Limes“, bald wieder begehbar, und das jüdische Museum kann zumindest damit beginnen, seine mittelalterlichen Schätze zu zeigen.