Dr. Ralph Elster kommt aus dem Schwärmen kaum noch heraus. „Diese Sonderschau unseres Mittelaltermuseums Schnütgen ist echt Weltklasse“, sagt der Bürgermeister der Stadt Köln über „Magie Bergkristall“. Kern dieser betörenden Ausstellung bilde das überaus reiche Vermächtnis schönster Arbeiten in unseren Kölner Museen und vor allem auch in unseren Kirchengemeinden. „Allein diese Fülle von wunderbaren Zeugnissen höchster handwerklicher Kunst für sakrale oder weltliche Kunst hätte ausgereicht für eine Sonderschau“, so Dr. Ralph Elster weiter.

Armreliquiar (Detail), Hildesheim (?), 2. Hälfte 12. Jh., Museum Schnütgen. Foto: Stephan Kube/SQB

In seiner Rede zur Eröffnung der Sonderausstellung, die noch bis zum 19. März 2023 im Museum Schnütgen zu sehen sein wird, betonte der CDU-Kulturpolitiker zudem die wunderbaren Ergänzungen nationaler und internationaler Leihgeber. „Hier werden Preziosen ausgestellt, die zum Teil noch nie ihren angestammten ,Schatzort‘ verlassen haben, wie die phänomenalen Kreuze aus dem Essener Domschatz oder die beiden unglaublichen Löwenköpfe aus dem Louvre“, so Dr. Ralph Elster weiter.

Ein wunderbares Begleitbuch

So etwas habe es weltweit in dieser geballten Form noch nicht gegeben und das werde es so schnell auch nicht noch einmal geben, stellte der Kölner Kulturexperte heraus. Die Ausstellung allein wäre schon einzigartig, aber das wissenschaftliche Begleitprogramm sei es auch. Beides ist in ein wundervolles Begleitbuch eingeflossen. Das kostet im Museum 44 Euro (Hardcover, 448 Seiten, ca. 385 Abbildungen, hg. von Manuela Beer, Hirmer Verlag München 2022).

In umfassender Weise werden hier erstmals Werke aus Bergkristall von der Antike bis zum ausgehenden Mittelalter vorgestellt. Die Bandbreite reicht von Gefäßen für Heiliges und Profanes über Kreuze, Schachspiele, Amulette, Kühlkugeln bis zu Amtszeichen und Lupen. Die Facetten des Materials Bergkristall, seine Bearbeitung, Verwendung und symbolische Ausdeutung wird dabei nicht allein aus kunsthistorischer Perspektive, vielmehr unter Einbeziehung der Mineralogie, Archäologie, Geologie, Philologie und Optik beleuchtet.

Dank an das fantastische Museums-Team

Dr. Ralph Elster nutzte die Gelegenheit dem Direktor Dr. Moritz Woelk, seiner Stellvertreterin Dr. Manuela Beer sowie dem gesamten fantastischen und hochmotivierten Team des Museum Schnütgen einen ganz besonderen Dank der Stadt Köln auszusprechen. „Und dieser Dank erstreckt sich nicht nur auf die heutige wunderbare Ausstellung und die sehr beachtenswerte Publikation. Nein, auch unabhängig vom heutigen Tag möchte ich den Dank aussprechen, für die wirklich sehr überzeugende Arbeit, die in diesem „Hidden Champion“ der Kölner Museumslandschaft seit Jahren geleistet wird, sowohl bei der liebevollen Bearbeitung der Dauerausstellung als auch mit den viel beachteten Sonderschauen und -projekten“, so der Kölner Bürgermeister abschließend.

Die Rede im Wortlaut

Meine sehr verehrten Damen Herren, liebe Gäste.

Zunächst darf ich Sie alle hier im Kulturquartier im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich willkommen heißen zu einem besonderen Ereignis des Museum Schnütgen, nämlich dem Doppelprojekt „Magie Bergkristall“.

Bergkristall lautet also das Thema der Ausstellung und des begleitenden Buches. Bergkristall ist zunächst einmal eine besonders transparente Varietät des Minerals Quarz. Bergkristall ist aber natürlich auch das, was die Menschen nicht zuletzt im Mittelalter daraus gefertigt haben.

Eine Besonderheit dieses im rheinischen Flachland nicht leicht zu beschaffenden und daher sehr kostbaren Materials besteht darin, dass es durch seine sechseckigen Kristalle und die ausstrahlende Form der Kristallstufen schon im unbearbeiteten Zustand eine große Faszination auf uns Menschen ausüben kann. Vielleicht hat der eine oder die andere von Ihnen selbst einmal Mineralien gesammelt und dabei auch einen kleinen Bergkristall als Schatz gehütet. Ein mineralogischer Auftakt in der wundervollen Ausstellung lässt uns Besucher jedenfalls diese Schönheit der Natur ganz anschaulich erleben.

Legenden ranken sich um die Entstehung

Seine wichtigste Eigenschaft, die klare Transparenz, entfaltet der Bergkristall allerdings erst nach aufwendiger Bearbeitung und so stehen denn die kunstvollen Artefakte, besonders aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit im Fokus der Ausstellung.

Seit der Antike ranken sich Legenden um die Entstehung dieser magischen Substanz, so hielt man Bergkristall unter anderem für versteinertes Eis. Deshalb thematisieren Ausstellung und Buch nicht nur kunstvoll gefertigte Objekte, sondern bringen uns auch die vielfältigen Deutungen des Bergkristalls näher – von den Naturgeschichten der Antike bis hin zum Aberglauben der Neuzeit.

In Köln gibt es bekanntlich – anders als in den Alpen – keine Kristallgrotten, dennoch ist Bergkristall schon seit der römischen Antike in Köln präsent. Leihgaben antiker Bergkristall-Arbeiten aus dem Römisch-Germanischen Museum belegen das Vorhandensein solcher Objekte schon im antiken Köln. In der Ausstellung ist eine dünnwandige Tasse zu bestaunen oder auch ein Ring, der den Raub des Standbildes der Athena aus Troja darstellt.

Überreste einer mittelalterlichen Bergkristallwerkstatt

Den spektakulärsten Fund unserer archäologischen Bodendenkmalpflege rund um das Thema Bergkristalle stellen sicherlich die Überreste einer mittelalterlichen Bergkristallwerkstatt dar, die offenbar um das Jahr 1200 in unmittelbarer Nähe des Kölner Doms angesiedelt war. Diese hochspannenden Funde, ebenfalls als Leihgabe des Römisch-Germanischen Museums in der Ausstellung, dokumentieren die damaligen Bearbeitungstechniken und Werkzeuge. Durch verworfene oder zerbrochene Teile kann damit auch der Beweis angetreten werden, dass die zahlreichen in Kölner Kirchen und Museen erhaltenen sakralen Bergkristallobjekte tatsächlich auch hier vor Ort in unserer Stadt gefertigt worden sind.

Einen besonderen Schwerpunkt in der Ausstellung bilden die Leihgaben aus den vielfältigen Kölner Kirchenschätzen. Sie belegen die enorme Vielfalt der Verwendung und Bearbeitung, besonders vom 11. bis zum 14. Jahrhundert, wie beispielsweise die beiden großen Reliquienschreine aus St. Pantaleon zeigen.

Dank an die kirchlichen Einrichtungen der Stadt

Einmal mehr verdankt das Museum Schnütgen den kirchlichen Einrichtungen unserer Stadt, von der Hohen Domkirche über Kolumba bis zu verschiedenen Kirchengemeinden zahlreiche Leihgaben und ohne deren großzügige Unterstützung und Hilfsbereitschaft wäre die Ausstellung um viele spannende Momente ärmer. Stellvertretend für alle Leihgeber und Unterstützer aus diesem Kontext danke ich dafür herzlich der Erzdiözesankonservatorin, Frau Dr. Anna Pawlik.

Daran anschließend möchte ich mich seitens der Stadt Köln auch bei allen anderen nationalen und internationalen Leihgebern ganz herzlich bedanken. Als besonders hilfreich haben sich zum wiederholten Mal der informelle Verbund des Netzwerkes europäischer Museen der Kunst des Mittelalters und vor allem die gute Zusammenarbeit mit dem Musée de Cluny in Paris erwiesen. Das Musée de Cluny hat zu dieser Ausstellung sogar einige Hauptwerke der eigenen Sammlung beigesteuert. Als besonderen Ehrengast darf ich daher heute Abend die Direktorin dieses wunderbaren Museums, Madame Séverine Lepape, ganz herzlich begrüßen! Bienvenue de tout cœur à Cologne, Madame Lepape, et merci beaucoup pour votre soutien!

Beeindruckende Unterstützung privater und öffentlicher Institutionen

Auch andere Partner des Netzwerkes haben uns besondere Leihgaben zur Verfügung gestellt, so aus Antwerpen, Namur und Utrecht.

Natürlich bedeutet eine solche Ausstellung, dokumentiert in einer 450 Seiten starken Publikation sowohl in einer deutschen als auch einer englischen Ausgabe eine große finanzielle Herausforderung für das Schnütgen-Museum. Deshalb möchte ich mich im Namen der Stadt Köln besonders bei den privaten und öffentlichen Institutionen bedanken, die dieses Projekt mit ganz erheblichen Mitteln unterstützt haben und die ich nachfolgend einzeln nennen möchte:

die Ernst von Siemens Kunststiftung mit Dr. Martin Hoernes

die Peter und Irene Ludwig Stiftung mit Dr. Carla Cugini

die Harald und Gertrud Kühnen Stiftung mit Dr. Victoria Scheibler und Christopher Freiherr von Oppenheim

die Kunststiftung NRW mit Dr. Andrea Firmenich

das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes NRW. Zum Zeitpunkt der Mittelbewilligung war dort noch Isabel Pfeiffer-Poensgen unsere Kulturministerin und ich freue mich sehr, dass sie heute Abend hier bei der Eröffnung der Ausstellung dabei sein kann. Auch Ihnen, liebe Frau Pfeiffer-Poensgen, ein ganz herzliches Willkommen.

weitere Förderer sind die Kölner Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln mit Christian Brand

sowie die Rheinenergie mit Elisabeth Thelen und Frank Bender

und natürlich der unermüdliche Freundeskreis Museum Schnütgen, der sich dieses Mal in ganz besonderem Maße engagiert hat, mit Dr. Cornel Soltek und Hans-Jakob Haniel

Dass sie alle das Museum Schnütgen bei der Realisierung dieses Projektes unterstützt haben, ist alles andere als selbstverständlich und verschafft diesem ohnehin ja als Juwel zu bezeichnenden Haus mit dieser Ausstellung noch zusätzliche glanzvolle Momente. Ganz sicher hängt es damit zusammen, dass die vorgenannten Akteurinnen und Akteure in den Stiftungen, Vereinen und Unternehmen die Arbeit in diesem Museum regelmäßig verfolgen und dass sie dies offensichtlich auch nicht ohne eine gewisse Begeisterung tun.

Wunderbare Ausstellung und beachtenswerte Publikation

Es freut mich sehr, dass stellvertretend für den Kreis dieser überaus wichtigen Förderer des Hauses heute Abend Frau Dr. Cugini und Herr Dr. Hoernes zu uns sprechen werden.

Ich möchte die Gelegenheit am heutigen Abend auch nutzen, Herrn Dr. Moritz Woelk und Frau Dr. Manuela Beer und insgesamt diesem fantastischen und hochmotivierten Team des Museum Schnütgen einen ganz besonderen Dank der Stadt Köln auszusprechen. Und dieser Dank erstreckt sich nicht nur auf die heutige wunderbare Ausstellung und die sehr beachtenswerte Publikation. Denn das ist wirklich Weltklasse, was hier zum Thema Bergkristall in Köln zusammengestellt worden ist. So viele kostbare Arbeiten in dieser Qualität wird man so schnell nicht noch einmal in einer Ausstellung finden.

Nein, auch unabhängig vom heutigen Tag möchte ich den Dank aussprechen, für die wirklich sehr überzeugende Arbeit, die in diesem „Hidden Champion“ der Kölner Museumslandschaft seit Jahren geleistet wird, sowohl bei der liebevollen Bearbeitung der Dauerausstellung als auch mit den viel beachteten Sonderschauen und -projekten.

Auch im Namen von Frau Oberbürgermeisterin Henriette Reker wünsche ich der Ausstellung „Magie Bergkristall“ und dem Begleitbuch den verdienten Erfolg und uns allen heute noch einen amüsanten Abend mit vielen interessanten Eindrücken und Gesprächen.

Titelfoto: Bergkristallreliquiar, Köln, um 1200, Museum Schnütgen Foto: Stephan Kube/SQB