Kultur ist so viel mehr, als man im ersten Moment denken mag. Sie umfasst so gut wie alle Bereiche des Lebens, schafft Gemeinsamkeiten und ist, wenn man es genau betrachtet, wie ein Netz, das alle Menschen miteinander verbindet. Doch dieses Netz wurde durch die grausamen Taten der NS-Zeit zerschnitten und die so umfassende und besondere Kultur wurde zerstört.

Die Ausstellung „Kulturretter:innen“ zeigt jetzt im EL-DE Haus in Köln Menschen, die gegen diese Zerstörung ankämpften, die Kultur retteten. Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster hielt zur Eröffnung der Ausstellung eine Rede, in der er darüber sprach, wie wichtig es ist, Kultur zu erhalten. Kulturelle Andenken zu bewahren, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Doch zu Zeiten des NS-Regimes war eher das Gegenteil der Fall. „Das NS-Regime verstand unter der Vernichtung seiner Gegner auch, deren Kultur und die Erinnerung an dieselbe zu zerstören“, berichtet Dr. Ralph Elster über die bedrückenden Tätigkeiten der damaligen Zeit.

Foto: Jörn Neumann / NS-DOK

Umso mehr gewinnt die Ausstellung „Kulturretter:innen“ an Bedeutung. „Es ging und geht den Akteurinnen und Akteuren der Ausstellung darum, sich diesem kulturvernichtenden nationalsozialistischen Ziel entgegenzustellen“, stellt der Bürgermeister fest. Dementsprechend ziele das Wirken der Veranstalter auf unsere Gegenwart und zugleich unsere Zukunft einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft ab. „In der eben viele Stimmen und Perspektiven Gehör finden sollen“, findet Ralph Elster.

Perspektiven in vergangen Zeiten

Die multimediale Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum stellt mutige Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, Widerstand geleistet und Kultur ins Heute gerettet haben, vor. Sie bietet Perspektiven in die Vergangenheit, Diagnosen der Gegenwart und Blicke in die Zukunft. Dr. Ralph Elster freut sich, dass diese besondere Ausstellung, die ihre Reise in Leipzig startete und zeitnah auch in Hamburg aufzufinden sei, auch im Kölner EL-DE Haus Halt macht. „Der Ort passt zum Ausstellungsthema im Übrigen nicht allein deshalb, weil das hier befindliche NS-Dokumentationszentrum sich der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner schonungslosen Aufarbeitung widmet. Der Ort passt vor allem auch, weil dieses geschichtsträchtige Haus am Appellhofplatz selbst ein Ort der Bewahrung und Rettung von Kulturgut ist und war“, berichtet der Kölner Bürgermeister.

Foto: Jörn Neumann / NS-DOK

Ralph Elster berichtet von der Geschichte des NS-Dokumentationszentrum: „Es waren Angehörige der Kölner Zivilgesellschaft, die in den 1970er Jahren darauf aufmerksam gemacht haben, dass in den Kellerräumen des EL-DE Hauses nicht nur städtische Akten lagen.“ Noch immer konnte man die Inschriften vieler Menschen, die einst von Kölner Gestapo inhaftiert, gefoltert und oft auch ermordet worden waren, an den Wänden vorfinden. „Diese Inschriften sind nicht nur ein Beweis für die hier im Haus und in ganz Köln stattgefundenen Verbrechen, viele Inschriften sind ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Kultur im Angesicht von Terror und Tod. Diese besonderen Quellen aus der NS-Zeit zeugen von Selbstbehauptung, Solidarität und Liebe“, stellt Dr. Ralph Elster fest.

„Nie Wieder!“

Nur dank diesen Bürgerinnen und Bürgern, sei der Grundstein für die Gedenkstätte im EL-DE Haus gelegt worden, dank dem später auch ein weit über die Stadtgrenzen hinaus, wirkendes Dokumentationszentrum eingerichtet worden konnte. „Diesen Kölnerinnen und Kölnern verdanken wir eben auch die Rettung der verstörenden und bedrückenden kulturellen Hinterlassenschaften an den Kellerwänden, die uns allen heute Mahnung für ein „Nie Wieder!“ sind“, so der Kölner Bürgermeister. Auch diese Menschen waren auf ihre Art „Kulturretter:innen“.

Foto: Jörn Neumann / NS-DOK

Die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums sei im besonderen Maße den Kölner Opfern der NS-Diktatur und der Erinnerung an die zahllosen bedrängten Menschen gewidmet. „Dass das NS-DOK über diese Arbeit schon seit vielen Jahren zu einem vertrauensvollen Ansprechpartner für ehemalige NS-Opfer und ihre Angehörigen geworden ist, ist eine besondere Auszeichnung, auch für unsere Stadt“, findet Dr. Ralph Elster. Die Sammlungen des NS-DOK umfassen zahlreiche Dokumente und Objekte, die das Haus von unmittelbar betroffenen Menschen oder deren Familien überlassen wurden. Und auch so wird Kultur gerettet.

„Sie sehen, meine Damen und Herren, die „Kulturretter:innen“ werden von heute an, an genau dem richtigen Ort, in genau der richtigen Stadt gezeigt“, sagt Ralph Elster und schließt seine Rede mit den Worten: „In diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung und ihrem Begleitprogramm die verdient große Resonanz und ganz viele interessierte Besucherinnen und Besucher.“

Titelfoto: Jörn Neumann / NS-DOK

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrte Frau Weyl, (die vier erstgenannten Personen sind Protagonisten der Ausstellung)
sehr geehrte Frau Rössner,
sehr geehrte Frau Hespers,
sehr geehrter Herr Meshvinski,
sehr geehrter Herr Baumann-Gibbon, (Co-GF Kooperative Berlin, hat Ausstellung erarbeitet)
sehr geehrte Frau Dr. Heise, (Kuratorin der Ausstellung).
Lieber Herr Dr. Borggräfe,
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste.

Zunächst darf ich Sie alle ganz herzlich im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker zur Eröffnung der Ausstellung „Kulturretter:innen“ begrüßen. Im Kern dieses Projektes geht es darum, wie Menschen aus unterschiedlichen Generationen und unterschiedlichen Zeiten sich den menschenfeindlichen Zielen des Nationalsozialismus widersetzen. Das NS-Regime verstand unter der Vernichtung seiner Gegner auch, deren Kultur und die Erinnerung an dieselbe zu zerstören. Es ging und geht den Akteurinnen und Akteuren der Ausstellung darum, sich diesem kulturvernichtenden nationalsozialistischen Ziel entgegenzustellen. Dementsprechend zielt ihr Wirken auf unsere Gegenwart und unsere Zukunft in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft, in der eben viele Stimmen und Perspektiven Gehör finden sollen.

Ich freue mich, dass diese besondere Ausstellung nach einem ersten Auftritt in Leipzig und bevor es dann weiter nach Hamburg geht, auch bei uns in Köln, hier im EL-DE Haus Halt macht. Der Ort passt zum Ausstellungsthema im Übrigen nicht allein deshalb, weil das hier befindliche NS-Dokumentationszentrum sich der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner schonungslosen Aufarbeitung widmet. Der Ort passt vor allem auch, weil dieses geschichtsträchtige Haus am Appellhofplatz selbst ein Ort der Bewahrung und Rettung von Kulturgut ist und war.

Es waren Angehörige der Kölner Zivilgesellschaft, die in den 1970er Jahren darauf aufmerksam gemacht haben, dass in den Kellerräumen des EL-DE Hauses nicht nur städtische Akten lagen. An den Wänden befanden sich noch immer die Inschriften vieler Menschen, die von Kölner Gestapo inhaftiert, gefoltert und oft auch ermordet worden waren. Diese Inschriften sind nicht nur ein Beweis für die hier im Haus und in ganz Köln stattgefundenen Verbrechen; viele Inschriften sind ein beeindruckendes Zeugnis menschlicher Kultur im Angesicht von Terror und Tod. Diese besonderen Quellen aus der NS-Zeit zeugen von Selbstbehauptung, Solidarität und Liebe. 

Es ist dem Engagement dieser Bürgerinnen und Bürger zu verdanken, die Kölner Stadtpolitik zunächst davon überzeugt zu haben, hier im EL-DE Haus eine Gedenkstätte und später dann ein weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkendes Dokumentationszentrum einzurichten. Diesen Kölnerinnen und Kölnern verdanken wir eben auch die Rettung der verstörenden und bedrückenden kulturellen Hinterlassenschaften an den Kellerwänden, die uns allen heute Mahnung für ein „Nie Wieder!“ sind.

Über das lange Jahre existierende, städtische Besuchsprogramm für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und das immer noch laufende Besuchsprogramm für ehemalige jüdische Kölnerinnen und Kölner hat die Stadt den Austausch mit einstigen Opfern der NS-Diktatur und ihren Familien gezielt gefördert. Die hierbei in hunderten Interviews festgehaltenen, ganz persönlichen Erfahrungen und Erzählungen sind selbst wiederum zu einem bedeutenden Kölner Kulturgut geworden. Die hierbei entstandenen zwischenmenschlichen Kontakte zu jüdischen Menschen über alle Kontinente hinweg sind in ihrer Wertigkeit ist kaum einzuordnen. 

Die Arbeit unseres NS-Dokumentationszentrums ist im besonderen Maße den Kölner Opfern der NS-Diktatur und der Erinnerung an diese zahllosen bedrängten Menschen gewidmet. Dass das NS-DOK über diese Arbeit schon seit vielen Jahren zu einem vertrauensvollen Ansprechpartner für ehemalige NS-Opfer und ihre Angehörigen geworden ist, ist eine besondere Auszeichnung auch für unsere Stadt. In den Sammlungen des NS-Dok finden sich unzählige Dokumente und Objekte, die diesem Haus von unmittelbar betroffenen Menschen oder deren Familien überlassen worden sind, von Menschen, die im verabscheuungswürdigen „Dritten Reich“ zur Verfolgung oder gar zur Ermordung „freigegeben“ worden sind. Diese Dokumente berichten von unserer Vergangenheit und können aber dazu beitragen, jene kulturellen Bande in die Gegenwart und Zukunft zu knüpfen, die auch von der Ausstellung „Kulturretter:innen“ gespannt werden. Das mit der Übergabe von Familienandenken und Kulturgut einhergehende Vertrauen der Familien in die Arbeit dieses Hauses ist eine Verpflichtung nicht nur für das NS-Dokumentationszentrum, sondern für die Stadt Köln insgesamt. Dazu gehört auch, dass in den städtischen Museen der Provenienzforschung eine herausgehobene Bedeutung beigemessen wird. Hier überprüft Köln über eigens von der Stadt beauftragte Expertinnen und Experten eingerichtete Stellen systematisch und proaktiv, ob Sammlungsobjekte Verfolgten des Nationalsozialismus unrechtmäßig entzogen worden sind oder ob sie aus kolonialen Unrechtskontexten stammen. Die Rückgabe von derart belastetem Kulturgut ist ein wichtiges Ziel unserer Stadt und mittlerweile Teil des musealen Selbstverständnisses.

Sie sehen, meine Damen und Herren, die „Kulturretter:innen“ werden von heute an an genau dem richtigen Ort, in genau der richtigen Stadt gezeigt. In diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung und ihrem Begleitprogramm die verdient große Resonanz und ganz viele interessierte Besucherinnen und Besucher.