Der domstädtische Musikverlag „P.J. Tonger“ ist 200 Jahre alt geworden. „Das ist wahrlich ein wunderschöner Anlass, Ihnen im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich zu diesem fantastischen Jubiläum zu gratulieren“, sagte Bürgermeister Dr. Ralph Elster, der die besondere Bedeutung des Traditionsunternehmen für die Stadt Köln würdigte.

Dafür bemühte er einen Blick in die Musikgeschichte Kölns, die „von musikalischen Darstellungen in den römischen Mosaiken, mittelalterlichen Musiktheorien, der Kölner Dommusik, bis hin zur »Explosion der Vielfalt« in den avantgardistischen und populären Musikstilen heute reicht.“ Auch die neuere Rolle als Medienstandort und als internationale Metropole für Jazz- und Pop-Kultur ließ er nicht unerwähnt. Und dennoch stellte er die rhethorische Frage: „Was wäre die Musikstadt Köln ohne das Musikhaus Tonger?“

Vom Antiquitätengeschäft zum Hoflieferanten Kaiser Wilhelms II.

Gegründet im Jahr 1822 von Augustin Josef Tonger innerhalb seines Antiquitätengeschäftes, entstand rasch eine Noten- und Buchhandlung gegenüber des Kölner Doms. In der nächsten Generation wurde dann ein repräsentatives Musik- und Wohnhaus gebaut, in dem eine Musikalienhandlung betrieben wurde.

Hinzu kam die Verlagstätigkeit (die älteste Ausgabe datiert von 1835) und der Instrumentenhandel sowie -bau. Mit den Erweiterungen wuchs auch die Bedeutung für Köln. 1886 brachte das Unternehmen die erste deutsche Musikzeitschrift heraus und war über 20 Jahre lang Hoflieferant Kaiser Wilhelms II.

Engagement und Förderung waren wichtig

1999 entstand schließlich eine Serviceabteilung, die sich speziell an die rund 1.000 deutschen Musikschulen, aber auch an Orchester und Musiklehrer in ganz Deutschland wendete. 2003 stellte „Tonger“ Klassik- und Jazz-Tonträger-Sortimente deutschlandweit in Buchhandlungen. Zu dieser Zeit gewann auch der Versandhandel, teils über das Internet, für die Kölner Institution eine zunehmende Bedeutung.

Der Musikverlag engagierte sich unter anderem auch im Landesmusikrat NRW und war Förder- und Kuratoriumsmitglied der Rheinischen Musikschule Köln. Außerdem förderte Tonger, mit dem Verein Tonmeister, den Musikunterricht für Flüchtlingsklassen in den Regelschulen im Großraum Köln.

Im März 2019 übernahm schließlich, aufgrund schwieriger Zeiten, die bundesweit tätige Handelskette „MGS-Loib“ das Traditionshaus. „Der Name »Tonger« ist in Köln ein Begriff der verbunden ist mit Qualität und Solidität – und einer 200-jährigen Verbundenheit zu Köln“, war sich Bürgermeister Dr. Ralph Elster sicher.

Die Rede im Wortlaut

Liebe Familie Tonger,
Liebe Mitarbeitende,
meine sehr geehrten Damen und Herren.

Der Musikverlag P.J. Tonger wird in diesem Jahr 200 Jahre alt, das ist wahrlich ein wunderschöner Anlass, Ihnen im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker ganz herzlich zu diesem fantastischen Jubiläum zu gratulieren.

Die bedeutende Musikgeschichte der Domstadt

Köln ist mit seiner rund 2000 Jahre zurückreichenden Geschichte unter den großen deutschen Städten mit großem Abstand die älteste. Von den musikalischen Darstellungen auf den römischen Mosaiken über die mittelalterliche Musiktheorie, die Kölner Dommusik, den Gürzenich, unser eigenes städtisches Orchester und die Philharmonie bis hin zur „Explosion der Vielfalt“ in den avantgardistischen und populären Musikstilen heute, bietet sich ein überaus breites historisches Panorama, das die Vielfalt urbaner Musikkulturen in den verschiedenen Epochen repräsentiert.

Neben den großen städtischen Musikinstitutionen verdankt die Musikstadt ihre Reputation vor allem der neueren Rolle Kölns als Medienstandort und als internationale Metropole für Jazz- und der Pop-Kultur.

Der in Köln ansässige Westdeutsche Rundfunk ist als größte deutsche Sendeanstalt nicht nur Träger bedeutender Klangkörper, sondern war zugleich ein entscheidender Impulsgeber sowohl für die Alte Musik als auch für die Neue Musik, vor allem seit der Gründung des Studios für elektronische Musik im Jahre 1951. Schön, dass wir dieses Studio jetzt in im Heliosquartier in Ehrenfeld wiederbeleben können.

Als weiterer zentraler Eckpfeiler des städtischen Musiklebens ist die aus dem Kölner Konservatorium hervorgegangene Hochschule für Musik und Tanz Köln zu nennen, die sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg zur größten deutschen Musikhochschule entwickelte.

Ein Antiquitätengeschäft wird zum Verlag

Bei alldem stellt sich die Frage, was wären diese Institutionen, was wäre die Musikstadt Köln ohne das Musikhaus Tonger? Die Wege sind tatsächlich eng miteinander verbunden: Vor etwas mehr als 200 Jahren, am 1. Juli 1822 gründete Augustin Josef Tonger innerhalb seines Antiquitätengeschäftes eine Noten- und Buchhandlung in gemieteten Räumen gegenüber dem Kölner Dom.

Durch die Säkularisation während der französischen Besatzung waren viele Klöster aufgelöst und Kirchen verweltlicht worden, so dass erstmals ein nennenswertes Warenangebot auf den Markt kam.

Dadurch hatte das Haus Tonger eine sehr gute Handelsgrundlage.

In der nächsten Generation wurde ein repräsentatives Musik- und Wohnhaus gebaut, in dem die Musikalienhandlung eigenständig betrieben werden konnte.

Durch die Hinzunahme der Verlagstätigkeit (die älteste Ausgabe datiert von 1835) und des Instrumentenhandels und -baus erwarb Tonger weitere Bedeutung. Das Areal wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert und mit der Erweiterung wuchs auch die Bedeutung für Köln.

Tonger brachte u. a. 1886 die erste deutsche Musikzeitschrift heraus und war über 20 Jahre Hoflieferant Kaiser Wilhelms II.

Tonger sammelte und veröffentlichte als Verleger rheinisches Lied- und Volksgut und bot seinen Kunden aktuelles vom Musikmarkt. Auch gehörte Tonger zu den Gründern und Mäzenen der Kölner Hochschule für Musik sowie der Rheinischen Musikschule in Köln.

Die Schäden im 2. Weltkrieg waren groß, verhinderten aber nicht, dass das Haus Tonger zu alter Größe und Stärke zurückfand.

200 Jahre Verbundenheit zu Köln

1999 entstand eine weitere Tonger-Serviceabteilung. Sie wendet sich speziell an die rund 1.000 deutschen Musikschulen, aber auch an Orchester und Musiklehrer in ganz Deutschland.

2003 ergab sich aus bestehendem Bedarf eine weitere Versandabteilung. Tonger stellte nunmehr Klassik- und Jazz-Tonträger-Sortimente deutschlandweit in Buchhandlungen auf. Neben dem stationären Ladengeschäft gewann der Versandhandel, auch über das Internet, für Tonger eine zunehmende Bedeutung.

Gleichzeitig war diese Entwicklung –so zukunftsweisend sie auch für einen Großteil unserer Gesellschaft und die Arbeitswelt gewesen sein mag – für Tonger schwierig. Das Geschäft konnte in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden. Im März 2019 übernahm die bundesweit tätige Handelskette MGS-Loib das Traditionshaus. Das Sortiment wurde überarbeitet um wirtschaftlicher zu werden.

Hervorzuheben sind noch zahlreiche Aktivitäten des Musikhauses neben dem normalen Handel: Zahlreiche Klassikaufnahmen in einer eigenen CD/Media Reihe, sowie die Reihe „Kölsche Oldies“ (CD/MP3) und die Liederbuchreihe „Kölsche Weihnacht“ werden bzw. wurden verlegt.

Das Unternehmen engagierte sich unter anderem auch im Landesmusikrat NRW und war Förder- und Kuratoriumsmitglied der Rheinischen Musikschule Köln.

Außerdem förderte Tonger, mit dem Verein Tonmeister den Musikunterricht für Flüchtlingsklassen in den Regelschulen im Großraum Köln. Schirmherr des Projekts war der damalige Oberbürgermeister Jürgen Roters.

Meine Damen und Herren, der Name Tonger ist in Köln ein Begriff der verbunden ist mit Qualität und Solidität. Ich danke dem Unternehmen auch im Namen der Stadt Köln für 200 Jahre Verbundenheit zu Köln und für die Vielzahl der Aktivitäten im Sinne der Musikstadt Köln.

Ich wünsche Ihnen heute eine schöne Feier und gute Gespräche im Sinne des Unternehmens und unserer Stadt.