Es sind nur ein paar Zeilen, die mich in der Nacht zum 24. Februar 2022 per WhatsApp erreichen. „Bist du wach?? Ruf bitte an??“, schreibt ein Bekannter aus der Ukraine. Zwei Leerzeilen später: „Die Russen sind einmarschiert.“ Nochmal zwei Leerzeilen darunter ein Hilferuf: „Stan und seine Familie brauchen diplomatisches Dokument, um die Ukraine verlassen zu dürfen.“

Ich bin schlagartig hellwach. Mit meiner Frau verfolge ich nahezu live, wie die Bekannten aus Charkiw, ganz im Osten der Ukraine, bis nach Lemberg im Westen fliehen. Später helfen wir bei der Einreise nach Deutschland. Erst nach einiger Zeit registrieren wir die Tragweite, die sich hinter in dieser kurzen WhatsApp verbirgt. Es ist der Anfang eines schrecklichen, unnötigen Krieges, den Russland nach Europa gebracht hat und der inzwischen ein Jahr lang andauert – viel zu lange. 

Aber: „Wie soll dieser Krieg nur enden?“ Etwas ratlos stellen wir uns diese Frage. Es fällt schwer, darauf eine Antwort zu geben. Aber nichts tun? Das kommt auch nicht in Frage. Wir Kölnerinnen und Kölner haben im zurückliegenden Jahr unheimlich viel geleistet. Wir haben Hilfsgüter in die Ukraine geschickt, wir haben zahlreiche Geflüchtete bei uns aufgenommen und in unsere Stadtgesellschaft integriert, wir haben den Menschen in der Ukraine auf die unterschiedlichsten Arten geholfen. Ich bin unfassbar stolz auf unsere Stadt, auf die Menschen hier in Köln.

Dazu zählen auch die Gründer und ehrenamtlich Aktiven des Blau-Gelben Kreuzes. Der Verein, der bereits seit 2014 die Entwicklung einer freien, demokratischen Ukraine unterstützt, hat seit dem Ausbruch des Krieges Unglaubliches geleistet. Über 20.000 verletzten Menschen in diversen ukrainischen Regionen geholfen, über 2.000 Tonnen Hilfsmittel in die Ukraine geliefert, über 600 Hilfslieferungen per Lkw, Flugzeug, Zug oder Pkw in die Ukraine durchgeführt, über 100 Med-Kits an Krankenhäuser ausgeliefert und über 3.500 ukrainische Geflüchtete in Köln betreut und unterstützt.

Außerdem hat das Blau-Gelbe Kreuz 26 Friedensdemonstrationen mit mehreren Tausend Teilnehmern organisiert. Heute kommt eine weitere dazu. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) werden heute Abend auf der Bühne auf dem Roncalliplatz eine Rede halte. Bereits am Morgen durfte ich dabei sein, wie die beiden in der Düsseldorfer Staatskanzlei von der ukrainisch-orthodoxen Kirche mit dem Orden der Hl. Barbara ausgezeichnet wurden.

Projektpartnerschaft Köln-Dnipro

Am 27. Oktober 2022 unterzeichneten Frau Reker und der Bürgermeister von Dnipro, Borys Filatov, den Vertrag für eine Projektpartnerschaft. Ziel ist humanitäre Hilfe zu leisten und entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu initiieren.

Seit Sommer letzten Jahres haben mehrere Hilfslieferungen Dnipro erreicht. Köln spendete Güter für den täglichen Bedarf wie Medikamente und Lebensmittel. Ebenso wurden Generatoren für den Winter und Kommunalfahrzeuge in die ukrainische Stadt gebracht. 2023 gehen die Hilfslieferungen weiter. Die Stadt Köln kooperiert dabei eng mit dem Verein Blau-Gelbes Kreuz, der die Logistik der Transporte koordiniert. 

Dnipro ist die Hauptstadt der Oblast Dnipropetrowsk, eine der 25 Verwaltungseinheiten der Ukraine. Mit eben dieser Oblast möchte NRW eine Regionalpartnerschaft eingehen, kündigte das Land NRW heute an.

Unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Barbara-Orden von Volodymyr Chayka, dem Erzpriester der ukrainisch-orthodoxen Kirche, stellvertretend für die vielen in der Ukraine- und Flüchtlingshilfe engagierten Kölnerinnen und Kölner den Orden der Heiligen Barbara erhalten. Der Erzpriester führte dabei aus, dass „die Heilige Barbara in der Ukraine eine ähnliche Stellung einimmt, wie sie die Heilige Ursula für Köln hat. Beide stehen für Stärke und Tapferkeit.“

Gemeinsam müssen wir stark sein für die Menschen in der Ukraine, denen wir einmal mehr unsere volle Solidarität und Unterstützung zugesichern. Ich kann mich der Kölner Oberbürgermeisterin nur aus vollem Herzen anschließen, wenn sie sagt: „Putin kann diesen Krieg gegen Demokratie und Menschlichkeit nicht gewinnen, solange Europa und der Westen zusammenhalten und die Ukraine weiter unterstützen.“

Infos zur Friedensdemo

Die vom Blau-Gelben Kreuz angemeldete Demonstration auf dem Roncalliplatz ist in NRW die größte Demo zum Jahrestag des Kriegsausbruchs. Sie beginnt heute um 19 Uhr und ist bis 22 Uhr geplant. Ab 16 Uhr beginnt ein Solidaritätskonzert auf dem Neumarkt, bei dem unter anderem die Bläck Fööss, die Paveier, Björn Heuser oder JP Weber auftreten.