Es sind die 1960er Jahre, eine Zeit, in der der künstlerische Bühnentanz in Köln eine Blütezeit erlebt. Dieser Zeit widmet sich die neue Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Kölns unter dem Titel „Goldene Jahre | Kölner Tanzträume“. „Die 1960er Jahre sind eine Dekade der tanzästhetischen und tanzpolitischen Aufbrüche in Köln. Inmitten einer Stadt, die noch immer von den Folgen des 2. Weltkriegs gezeichnet ist, entwickelt sich ein beispielloser Gestaltungswille, der Visionen und Träume in kürzester Zeit Realität werden lässt“, heißt es auf der Internetseite des Museums. Etwas später ist dort zu lesen: „Eine Ballettwoche mit internationalen Tanzgastspielen begeistert die Kölnerinnen und Kölner. Und nicht nur sie! Die Domstadt wird zum Treffpunkt von Tanz- und Ballettliebhabern aus Deutschland und der Welt.“

Professor Frank-Manuel Peter bei seinen einleitenden Worten. Er ist seit 2005 Lehrbeauftragter (seit 2012 Honorar Professor) der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

In seiner Eröffnungsrede betonte Dr. Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und Kölner Bürgermeister, die Bedeutung dieser Ausstellung für die Stadt Köln. Er hob hervor, dass die Ausstellung und die darin präsentierten historischen Quellen die Begeisterung der Kölnerinnen und Kölner für den zeitgenössischen Tanz in einer Stadt widerspiegeln, die sich nach den Folgen des Zweiten Weltkriegs im Wiederaufbau befand, aber gleichzeitig von einem starken Aufbruchswillen geprägt war.

„Die Bedeutung dieser Einrichtung ist mittlerweile – nicht zuletzt dank des großen Engagements der Sparkasse KölnBonn – weit über Köln hinausgewachsen“, so Dr. Elster. Das Deutsche Tanzarchiv Köln habe sich zu einem Forschungs- und Kompetenzzentrum für den Tanz entwickelt, das bundesweit Strahlkraft besitzt. Er unterstrich die Vision einer künftigen Entwicklung des Tanzes in Nordrhein-Westfalen auf der Basis der Bestände des Tanzarchivs und einer entsprechenden Weiterentwicklung des Profils der Einrichtung.

Die Riphahn-Oper, heute vor allem Hauptakteur immer neuer Hiobsbotschaften, sorgte zur Eröffnung für einen enormen Schub in der Kölner Kulturszene.

Die Ausstellung „Goldene Jahre | Kölner Tanzträume“ wirft nicht nur einen Blick zurück, sondern auch nach vorne. Sie lädt dazu ein, über die Zukunft des Tanzes in Köln und darüber hinaus nachzudenken. Wie Dr. Elster betonte, ist es entscheidend, dass sich Politik, Verwaltung und Kunstschaffende gemeinsam für die Förderung des Tanzes einsetzen, trotz der finanziellen Herausforderungen, denen man gegenübersteht.

„Der Boden für die nächste Entwicklungsstufe unserer Tanzstadt Köln scheint also bereitet“, schloss Dr. Elster seine Rede. „Eingedenk dessen, was in den 60er Jahren schon einmal gelungen ist, wird es auch dieses Mal entscheidend sein, ob wir uns bei allen bekannten Herausforderungen in Stadt und Land auf eine gemeinsame Position vereinen können.“

„Der Boden für die nächste Entwicklungsstufe unserer Tanzstadt Köln scheint also bereitet“, betonte Dr. Ralph Elster in seinem Grußwort.

Die Ausstellung „Goldene Jahre | Kölner Tanzträume“ ist nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft des Tanzes – eine Zukunft, die hoffentlich viele goldene Jahre für den Tanz in Köln und darüber hinaus bringen wird.

Die Rede im Wortlaut

Lieber Herr Prof. Peter, vielen Dank für die einleitenden Worte.
Lieber Herr Minwegen,     
lieber Herr Thorausch, Stellv. Archivleiter und Kurator der Ausstellung
liebe Frau Kürten,
sehr geehrter Herr Krumm (Förderverein)
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste. 

Ich freue mich sehr, Sie im Namen der Stadt Köln und des Vorstandes der SK Stiftung Kultur zur Eröffnung der neuen Jahresausstellung unseres wunderbaren Deutschen Tanzarchivs Köln begrüßen zu dürfen. Einmal mehr belegt dieses einzigartige Tanzarchiv mit der heutigen Ausstellung und den ihr zugrunde liegenden historischen Quellen die Bedeutung, die sich der zeitgenössische Tanz in unserer Stadt erworben hat. Der schon so lange währenden Begeisterung der Kölnerinnen und Kölner für den künstlerischen Bühnentanz moderner Prägung spürt die Ausstellung in den 1960er Jahren nach – in einer von den Folgen des 2. Weltkriegs noch erkennbar gezeichneten Stadt, die aber gleichsam auch beseelt war von einem unbändigen Aufbau- und Aufbruchswillen. 

Thomas Thorausch ist derstellvArchivleiter und Kurator der Ausstellung.

„Gestaltung aus dem Geist der Zeit“ – diese Maxime hatte der Architekt Wilhelm Riphahn bei der feierlichen Eröffnung des neuen Kölner Opernhauses im Jahr 1957 betont. Die damaligen Stadtväter und -mütter sollten sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten an dieser Leitlinie orientieren und schufen u.a. auch auf Betreiben des damaligen Kulturdezernenten Kurt Hackenberg die grundlegenden Strukturen für den Tanz als Kunstform in Köln.

Von einer künftigen „Metropole des Tanzes“ schwärmte gar der damalige Kölner Generalintendant Oskar Fritz Schuh in einem Brief an Aurel von Milloss, den international renommierten Leiter des Balletts der Oper in Rom und tatsächlich gelang es ihm, mit dieser kühnen Vision etwaige Bedenken des großartigen Choreographen zu zerstreuen und von Milloss für einige Jahre nach Köln zu locken. Ein Anfang war gemacht! Und was für ein Anfang, denn schnell wurden weitere „Träume und Visionen“ Wirklichkeit: die Gründung von Ausbildungsstätten für den Tanz, die Ansiedelung der Internationalen Sommerakademie des Tanzes, die 44 Jahre lang in den Räumen der alten Sporthochschule in Müngersdorf residierte, sowie das Aus- und Weiterbildungsangebot der Ballettwoche, die dem Kölner Publikum einen repräsentativen Querschnitt zeitgenössischen Tanzschaffens vermittelte.

Es ist alles andere als verwunderlich, dass auch die Ansiedelung des Tanzarchivs von Kurt Peters in diese Zeit fällt – und als damals bereits einzigartige Sammlung strukturell sofort in die zeitgenössische Tanzausbildung und die frühe tanzwissenschaftliche Forschung eingebunden werden konnte. 

Tanzarchiv hat fortwährend sein Profil geschärft

Die Bedeutung dieser Einrichtung ist mittlerweile – nicht zuletzt dank des großen Engagements der Sparkasse KölnBonn – weit über Köln hinausgewachsen. Neben einer Erweiterung um eine Vielzahl bedeutender Nach- und Vorlässe – aktuell finden sich schon über 600 davon im Archiv – hat die Institution fortwährend auch ihr Profil geschärft, z.B. mit der Erweiterung um lange vernachlässigte Formen der kulturellen Überlieferung von Tanz, nicht zuletzt dem Tanzfilm. Aus der Sammlung Kurt Peters wurde so mit Fug und Recht das Deutsche Tanzarchiv Köln mit einem angeschlossenen Ausstellungsbereich; eine hochspezialisierte Einrichtung, die flexibel an der Schnittstelle zwischen Universitäten, Hochschulen und zeitgenössischer Tanzpraxis agierend, zunehmend bundesweit ausstrahlt und auch einen solchen bundesweiten Anspruch formuliert. 

Lassen Sie uns an einem Abend wie heute – mit dem Blick auf die in der Ausstellung thematisierte Aufbruchstimmung in den 60er Jahren – in eine mögliche Zukunft dieser Institution und dem Tanz in Köln insgesamt schauen. Ohne dass ich behaupten möchte oder könnte, über eine entsprechende Glaskugel zu verfügen: Die Träger der Einrichtung, also die SK Stiftung Kultur und die Stadt Köln, wünschen sich gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen und ein wenig getragen vom Wagemut der 1960er Jahre ein Forschungs- und Kompetenzzentrum für den Tanz in NRW auf der Basis und dem Potential der Bestände des Deutschen Tanzarchivs Köln und einer klaren dazu passenden Weiterentwicklung des bisherigen Profils der Einrichtung. 

Der Boden für die nächste Entwicklungsstufe der Tanzstadt Köln scheint bereitet.

Ist das ein erreichbares Ziel oder sind das die eingangs erwähnten Kölner Tanzträume?  Auch damals bedurfte es einiger Fantasie von Politik und Verwaltung und vor allem auch den Kunstschaffenden und Kunstgenießenden, in dieser funktionalen, rasant wieder aufgebauten Nachkriegsstadt die Vision einer künftigen Kulturmetropole zu entwickeln, die Köln zweifelsohne in den Zeiten der Bonner Republik war, aber auch heute noch ist oder in einigen vernachlässigten Bereichen wieder werden kann.

Ein Ort für die Kunstform Tanz, wie es ihn in Deutschland kein zweites Mal gibt, mit zwei Hochschulen, die Tanz ausbilden und erforschen, mit zahllosen außeruniversitären Ausbildungsstätten, wie der Rheinischen Musikschule, mit einer wieder erstarkenden Tanzsparte an unseren Bühnen, die unsere unglaublich versatile Tanzszene in Köln eben nicht nur mit großartigen Tanzgastspielen, sondern künftig auch wieder mit einer eigenen Tanzkompagnie bereichern wird und damit der Tanzkunst gemeinsam mit einer überaus starken Freien Tanzszene in unserer Stadt die notwendigen Präsenz und Wirkung verleihen kann. 

Der Boden für die nächste Entwicklungsstufe unserer Tanzstadt Köln scheint also bereitet. Eingedenk dessen, was in den 60er Jahren schon einmal gelungen ist, wird es auch dieses Mal entscheidend sein, ob wir uns angesichts knapper Kassen, denn die öffentlichen Haushalte werden in den kommenden Jahren nun einmal geprägt sein vom zuletzt so zaghaften Wirtschaftswachstum in unserem Land, wird es also auch dieses Mal entscheidend sein, ob wir uns bei allen bekannten Herausforderungen in Stadt und Land auf eine gemeinsame Position vereinen können in Weitsicht und in Wertschätzung eines derart profilierten Engagements zum Wohle des Deutschen Tanzarchivs und zum Wohle der Tanzkunst in Köln und in unserem Land. 

Auch in genau diesem Sinne sage ich Danke für das gewählte Thema der Ausstellung, wünsche allen, die dafür Verantwortung tragen, viele interessierte und fachkundige Besucherinnen und Besucher und dem Tanz noch viele goldene Jahre in Köln.