Klagenfurt am Wörthersee und Köln am Rhein verbindet bereits seit Jahren eine enge Beziehung. Mit einer privilegierten Partnerschaft haben die beiden Städte diese Verbundenheit jetzt auf eine feste, operative Basis gestellt.

„Insbesondere von der wirtschaftlichen Kooperation, etwa zwischen unseren Wirtschaftsförderungen und unseren Messegesellschaften, erhoffe ich mir zusätzliche Impulse zu beiderseitigem Nutzen“, betonte Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster in seinen Ausführungen. In diesem Bereich liege sicherlich der Schwerpunkt der Vereinbarung zwischen der österreichischen Stadt und der deutschen Metropole. „Zumal bei den Themen Wirtschaft und Wirtschaftsförderung mit dem Wirtschaftsclub Köln und der KölnBusiness sowie der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung Kärnten tatkräftige Akteure auf beiden Seiten bestehen“, so Dr. Ralph Elster weiter.

Diplomatie und Völkerverständigung auf kommunaler Ebene

Für ihn gibt es angesichts des Kriegs Russlands gegen die Ukraine noch eine weitere Dimension dieser Kooperation. „Die Demokratien der Welt, das transatlantische Bündnis und Europa müssen ihre Kooperation jetzt vertiefen.

Beziehungen zwischen Städten: Das ist Diplomatie und Völkerverständigung auf der für die Menschen direkt erlebbaren Ebene. Demokratische Gesellschaften müssen über Staatsgrenzen hinweg zusammenhalten“, führte Kölns Bürgermeister aus, der zudem die Bedeutung von Regionen im vereinten Europa betonte.

„Wie wir ja schon von dem kurzem Besuch einer Kärntner Delegation im Sommer wissen, sind Sie auch sehr interessiert an dem Thema Metropolregion“, so der CDU-Politiker. Gerne könne man sich in diesem Bereich auf der Ebene von Politik und Verwaltung austauschen, weil eine Metropolregion „Kärnten+“  während des Entstehungsprozesses einiges von der Metropolregion Rheinland lernen könne.

Über Klagenfurt

Klagenfurt am Wörthersee ist mit etwas über 100.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Österreichs. Sie liegt am Ostufer des Wörthersees und ist die Hauptstadt des südösterreichischen Bundeslandes Kärnten.

Klagenfurt wurde 1192/1199 erstmals urkundlich erwähnt und war bis zur Schenkung der Stadt durch Maximilian I. an die Kärntner Landstände im Jahr 1518 von geringer Relevanz, heißt es auf Wikipedia. Diese Schenkung und die darauf folgende protestantische Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts hätten für die Stadt einen steilen Aufstieg bedeutet: Klagenfurt sei zur Hauptstadt Kärntens aufgestiegen, und zahlreiche noch heute bedeutende Bauwerke wie das Landhaus und der Dom wurden errichtet.

Heute ist Klagenfurt Sitz der Kärntner Landesregierung, der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt-Land, der Diözese Gurk, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, eines internationalen Flughafens und ein Standort der Fachhochschule Kärnten sowie zahlreicher weiterer Unternehmen und Institutionen, auch jener der Kärntner Slowenen.

Durch seine attraktive Innenstadt mit Plätzen und Altstadtgebäuden sowie Kulturangeboten und der Nähe zum Wörthersee ist Klagenfurt auch touristisch bedeutsam.

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Scheider,
liebe Mitglieder der Kärntner Delegation,
liebe Freundinnen und Freunde aus Klagenfurt und Köln, liebe Gäste.

Ich darf Sie Sie ganz herzlich im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker hier im Muschelsaal des Historischen Rathauses begrüßen. Ich freue mich sehr darüber, dass wir uns heute hier in dieser Konstellation im Muschelsaal zusammenfinden.

Oft wird der Wert von internationaler Zusammenarbeit, vor allem zwischen Kommunen, also der unmittelbaren Ebene von Staaten, beschworen. Seit dem 24. Februar dieses Jahres ist das Thema noch einmal besonders in den Vordergrund gerückt. Putin hat der europäischen Friedensordnung den Krieg erklärt und die Ukraine ist sein erstes Opfer. Es handelt sich um einen Konflikt zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Aufklärung und Propaganda. Der schändliche Angriffskrieg Russlands auf sein Nachbarland Ukraine bettet sich ein in den Versuch autokratischer Regime weltweit, die liberale Weltordnung umzustoßen.

Geteilte Herausforderungen

Die demokratischen Staaten haben diese Konfrontation nicht gesucht. Sie können ihr aber nicht aus dem Weg gehen. Die Demokratien der Welt, das transatlantische Bündnis und Europa müssen ihre Kooperation jetzt vertiefen.

Beziehungen zwischen Städten: Das ist Diplomatie und Völkerverständigung auf der für die Menschen direkt erlebbaren Ebene. Demokratische Gesellschaften müssen über Staatsgrenzen hinweg zusammenhalten. Insofern passt die heutige Vereinbarung über eine privilegierte Partnerschaft zwischen Klagenfurt und Köln gut in die Zeit.

Denn wir teilen die Herausforderungen dieser neuen Zeit in Europa und darüber hinaus. Auch in Klagenfurt sind, wie ich erfahren habe, mehrere Tausend ukrainische Geflüchtete angekommen. Genau wie bei uns in Köln mussten Menschen kurzfristig in Messehallen untergebracht werden.
Wir teilen nicht zuletzt auch die Herausforderungen der urbanen Transformation hin zu klimaneutralen Städten. Ich freue mich daher, dass wir heute insbesondere auch eine Zusammenarbeit in den Handlungsfeldern Klimaneutralität und Umweltschutz beschließen. Wir können im Bereich Stromspeicherung und Energieeffizienz sicher vieles voneinander lernen. 

Gerne intensivieren wir den Austausch in den Gebieten Bildung, Kultur, Wissenschaft und Sport sowie beim Tourismus. Dabei handelt es sich um Bereiche, die eine besondere wirtschaftliche Bedeutung sowohl für Köln als auch für Klagenfurt haben.

Zusätzliche Impulse für beide Seiten

Insbesondere von der wirtschaftlichen Kooperation, etwa zwischen unseren Wirtschaftsförderungen und unseren Messegesellschaften, erhoffe ich mir zusätzliche Impulse zu beiderseitigem Nutzen. Hier liegt sicherlich der Schwerpunkt unserer Vereinbarung. Zumal bei den Themen Wirtschaft und Wirtschaftsförderung mit dem Wirtschaftsclub Köln und KölnBusiness sowie der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung Kärnten tatkräftige Akteure auf beiden Seiten bestehen.

Wie wir ja schon von dem kurzem Besuch einer Kärntner Delegation im Sommer wissen, sind Sie auch sehr interessiert an dem Thema Metropolregion. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, schließlich sammeln wir gerade Erfahrungen im Aufbau unserer Metropolregion Rheinland. Regionen bekommen im vereinten Europa eine immer größere Bedeutung. Und man kann sagen, dass wir von der Anfangsphase der Metropolregion Rheinland sehr viel gelernt haben und wir würden heute sicher einiges anders machen. Gerne können wir uns auf der Ebene der Politik und Verwaltung zu diesem Thema austauschen, denn bei der Einrichtung einer Metropolregion „Kärnten+“  kann man ja ggf. das Potential nutzen und von Rhein-Ruhr oder Rheinland Best practices nutzen und Worst Practices ausschließen.

Lieber Herr Bürgermeister Scheider, liebe Gäste, Klagenfurt und Köln verbindet bereits seit vielen Jahren eine enge Beziehung. Ich freue mich, dass wir diese Verbundenheit heute auf eine feste, operative Basis stellen. Kooperation beginnt mit Austausch, auf den ich mich jetzt freue. Ich übergebe das Wort an Sie, lieber Herr Bürgermeister Scheider.