Der österreichische Historiker Karl Ubl hatte keine leichte Aufgabe. Immerhin sollte er ganze 700 Jahre Stadtgeschichte für ein Buch aufbereiten. „Geschichtliches Wissen allein wird beim Erstellen dieses Werks folglich nicht ausgereicht haben“, hielt Dr. Ralph Elster in seinem Grußwort zur Buchpräsentation fest. „Dafür war bestimmt auch eine gehörige Portion detektivischer Spürsinn notwendig, verbunden mit einer hervorragenden Kombinationsfähigkeit“, führte der Kölner Bürgermeister weiterhin aus. 

Der Beweis dafür, dass Professor Dr. Karl Ubl diese Herausforderung mit Bravour gemeistert hat, sind 528 Seiten, auf denen die Entstehung einer heiligen Stadt wunderbar nachgezeichnet sind. Mit der „Geschichte der Stadt Köln Band 2 – Köln im Frühmittelalter (400–1100)“ hat der Greven-Verlag jetzt einen weiteren Band zur einzigartigen Kölner Stadtgeschichte im Programm.

Ein Band, der auch deutlich macht, wie die Stadt ihre Marke als „heiliges Köln“ aufbaute und etablierte. Denn bereits seit der Zeit Karls des Großen machte die Stadt eine besondere Stellung im Ranking der heiligen Städte geltend: Man wollte sich direkt hinter Rom und Jerusalem einordnen. 

Der Greven-Verlag stellt in seiner Buchbeschreibung die Frage, wie aus dem römisch geprägten Agrippina das deutschsprachige Köln und schließlich die Sancta Colonia wurde? Der österreichische Historiker Karl Ubl gibt darauf die entsprechenden Antworten und widerspricht der verbreiteten These, Köln sei erst durch einen Kraftakt des Erzbischofs Brun von Köln im 10. Jahrhundert zu neuer Bedeutung gelangt. 

Ein neues Gesicht durch die Vielzahl der Kirchen

Durch die Völkerwanderung hatte die Stadt erheblich an Bevölkerung eingebüßt und das christliche Leben war beeinträchtigt. Karl Ubl schildert, wie jedoch bald eine Vielzahl von Kirchen der Stadt ein neues Gesicht verlieh, wie die Legenden der Kölner Heiligenkulte entstanden und wie der Bischof allmählich die Herrschaft über die Stadt erlangte. Doch nicht nur die Formierung des „heiligen Köln“ vollzog sich in der Karolingerzeit: Auch ein erster rasanter wirtschaftlicher und demographischer Aufschwung erfasste damals die Stadt.

Für Bürgermeister Dr. Ralph Elster steht fest: „Kaum eine andere Stadt nördlich der Alpen kann eine so gut erforschte Geschichte vorweisen – was wohl auch daran liegen wird, dass kaum eine andere Stadt auf eine so lange und dabei fast durchgehend bedeutungsvolle Geschichte zurückblicken kann wie Köln. Es mag aber auch ein deutliches Indiz dafür sein, dass andere Städte eben keine oder zumindest keine so aktive Historische Gesellschaft haben wie wir.“

Auf höchstem Niveau wissenschaftliche bearbeitet

Denn die historische Gesellschaft habe seinerzeit mit der Initiative zu diesen Arbeiten etwas angestoßen, das größte Wertschätzung verlange. „Über viele Jahre hinweg haben Sie sich mit großem Engagement dafür eingesetzt, dass die einzigartige Geschichte unserer Stadt auf höchstem Niveau wissenschaftlich bearbeitet und doch gleichzeitig der Öffentlichkeit in lesbarer und verständlicher Form präsentiert werden kann“, lobte Ralph Elster die Arbeit der historischen Gesellschaft und stellt ebenfalls heraus: „Was für eine Stadt. Was für eine Geschichte. Schön, dass der Greven-Verlag dieser fantastischen Stadtgeschichte solch eine überaus hochwertige Reihe widmet.“ 

„Geschichte der Stadt Köln Band 2 – Köln im Frühmittelalter (400–1100). Die Entstehung einer heiligen Stadt“, Autor Prof. Dr. Karl Ubl, im Kölner Greven-Verlag erschienen. Es umfasst 528 Seiten im Format 17,5 x 26 cm, verfügt über 200 Abbildungen und enthält zwei Rekonstruktionen der Stadt als Kartenbeilage. Das Buch kostet 60,- Euro. ISBN 978-3-7743-0440-6

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wilhelm,
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Patzold,
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ubl,
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eck,
Sehr geehrter Herr Dr. Köhler (Moderator), Freier Journalist,

Sehr geehrter Herr van Damen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

zunächst darf ich Sie alle ganz herzlich auch im Namen des Rates der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Reker hier bei uns im spanischen Bau des historischen Rathauses begrüßen.

Es ist großartig, dass mit dem Titel „Köln im Frühmittelalter, Die Entstehung einer heiligen Stadt“ der nächste Band der wunderbaren Buchreihe „Geschichte der Stadt Köln“ erschienen ist. Ein Band, der sich mit einem ganz außergewöhnlich langen Zeitraum unserer Stadtgeschichte befasst, der von großen Veränderungen und Entwicklungszügen berichtet. 

Ich denke, nicht nur die Kölner Fangemeinde einschließlich mir, hat voller Vorfreude auf dieses neue Werk, auf die Nummer 2 gewartet. Es ist  bemerkenswert, dass diese wertvollen Bücher ja nicht nur in Köln begeistern, sondern dass sie auch überregional sehr erfolgreich sind und durchweg positive Resonanz und Kritiken erhalten. 

Auf höchstem Niveau wissenschaftlich bearbeitet


Die historische Gesellschaft hat seinerzeit mit der Initiative zu diesen Arbeiten etwas angestoßen, das unsere größte Wertschätzung verlangt. Über viele Jahre hinweg haben Sie sich mit großem Engagement dafür eingesetzt, dass die einzigartige Geschichte unserer Stadt auf höchstem Niveau wissenschaftlich bearbeitet und doch gleichzeitig der Öffentlichkeit in lesbarer und verständlicher Form präsentiert werden kann. 

Kaum eine andere Stadt nördlich der Alpen kann eine so gut erforschte Geschichte vorweisen – was wohl auch daran liegen wird, dass kaum eine andere Stadt auf eine so lange und dabei fast durchgehend bedeutungsvolle Geschichte zurückblicken kann wie Köln. Es mag aber auch ein deutliches Indiz dafür sein, dass andere Städte eben keine oder zumindest keine so aktive Historische Gesellschaft haben wie wir.

Mir gefällt an dieser vorzüglichen Stadtgesichte zudem, dass – trotz der Kontinuität in der Untersuchung und in der gesamten Buchreihe – jedes Buch konzeptionell eigenständig ist und die Geschichte unserer Stadt auf seine ganz eigene Weise und aus seiner eigenen Perspektive schildert.

Meine Damen und Herren von der historischen Gesellschaft, ohne Ihren Einsatz, ohne Sie, ohne die Mitglieder Ihrer Vereinigung wäre ein derartiges Gesamtwerk über unsere Stadt niemals möglich gewesen. Seit einigen Jahren wird Ihr großartiges Engagement auch von städtischer Seite unterstützt, doch ohne Ihre Initiative und Ihre Begeisterung wäre diese wunderbare Reihe erstklassiger Geschichtsbücher nicht zustande gekommen. Ihnen allen dafür auch noch einmal recht herzlichen Dank seitens der Stadt Köln!

Weimarer Republik und Nachkriegszeit

Meines Wissens stehen jetzt noch die beiden Bände 11 und 13 aus, in denen die bislang noch nicht bearbeiteten Zeiträume des 20. Jahrhunderts, Weimarer Republik und Nachkriegszeit, behandelt werden dürften. Zeiträume, die also allein durch ihre beeindruckende Vielfalt und rasanten Entwicklungen ebenfalls von großer Bedeutung für die Stadt Köln waren und auch noch sind.


Ich glaube wir brauchen uns auch keine Gedanken zu machen, was dann wohl folgen mag: Zum einen bleiben Forschung und Wissenschaft nicht stehen und nach angemessener Zeit wird vielleicht eine Überarbeitung oder auch Ergänzung der einzelnen Epochen erforderlich sein, damit auch in den Geschichtsbüchern unserer Stadt der neueste Forschungsstand wiedergegeben wird. Zum anderen ist ja schon der gestrige Tag bereits wieder Vergangenheit und wartet auf die Aufnahme in die Chronik Kölns von morgen.

Meine Damen und Herren, das neueste Werk der Reihe, verfasst von Herr Prof. Karl Ubl, behandelt die Kölner Stadtgeschichte des Frühmittelalters, genauer die Jahre von 400 bis 1.100. Immerhin 700 Jahre Köln, die – wie auch von Herrn Prof. Ubl formuliert – „keine Einheit bilden, sondern die von scharfen Zäsuren unterbrochen wurden“.

Archäologische Quellen sorgsam ausgewertet


Es sind 700 Jahre, die bestimmt nicht einfach zu bearbeiten waren. Auch wenn diese Epoche am Ende dann doch nicht so quellenlos und finster erscheint, wie jahrzehntelang behauptet, gibt es ist der Tat nur wenige und allenfalls einseitig formulierte schriftliche Dokumente. Vor allem mussten also auch archäologische Quellen sorgsam ausgewertet werden, damit dieses frühe Kapitel unserer Stadtgeschichte angemessen rekonstruiert werden konnte. Geschichtliches Wissen allein wird beim Erstellen dieses Werks folglich nicht ausgereicht haben, wie immer bei archäologischen Herausforderungen ist bestimmt auch eine gehörige Portion detektivischer Spürsinn notwendig gewesen, verbunden mit einer hervorragenden Kombinationsfähigkeit.


Für die fulminante Entwicklung Kölns in der römischen Zeit finden sich viele Hinweise wie z.B. die Wasserleitung aus der Eifel, Abwassersysteme in der Stadt, eine steinerne Brücke über den Rhein, wunderschöne Mosaike und zahllose andere Befunde, aus den wir auch heute noch das römische Leben rekonstruieren können.

Wie aber ging weiter in unserer Stadt, in der Zeit nach dem Ende des römischen Reiches, in den Zeiten von Völkerwanderung, Merowingern und Karolingern? Wie wurde aus der römischen Colonia am Ende das fränkische, das deutsche Köln? 

Zeiten des Umbruchs

Zweifellos waren es Zeiten des Umbruchs, in denen sich Köln komplett neu erfinden musste, auch weil viele kulturelle Errungenschaften der Römer verloren gegangen waren. Dieses neue Erfinden scheint schließlich gut gelungen zu sein. Schon in einer Bonner Urkunde aus dem Jahr 804 taucht erstmals der Begriff „heilige Stadt Köln“ auf. Man strebte also damals danach, sich unmittelbar hinter Rom und Jerusalem einreihen zu können. 

„Die Prägung des Markenzeichens „heiliges Köln“ war eine beispiellose Erfolgsgeschichte, heute würde man neudeutsch sagen: „ein grandioser Brand“, welcher die Stadt über viele Jahrhunderte ausgezeichnet hat und der von den Menschen in Köln durch perfektes „Branding“ sowohl machtpolitisch als auch wirtschaftlich hervorragend zum Wohle der Stadt genutzt worden ist.
Schon der Bau des Alten Doms unterstrich diesen Anspruch und die unglaubliche Vielzahl von Kirchen und Klöstern verlieh der Stadt ein neues „heiliges“ Gesicht. Dazu gehörten selbstverständlich auch die Bischöfe und Erzbischöfe, deren weltliche Macht immer weiter zunahm und die damit auch die Herrschaft über die Stadt erlangten. Nicht alle waren übrigens beliebt und im Ende des Berichtszeitraums des vorliegenden 2. Bandes liegt dann auch der berühmte, aber letztlich erfolglose Aufstand des Kölner Bürgertums gegen Erzbischof Anno, der damals immerhin einer der mächtigsten Herrscher im damaligen Reich war.

Folgt man frühen Quellen aus dem Zeitraum, den der vorliegenden Band betrachtet, wurde auch an der Inthronisation unserer beiden Stadtheiligen St. Ursula und St. Gereon fleißig und grundlegend gearbeitet. Nicht zuletzt hat schon im 10. Jahrhundert die Legende von der heiligen Ursula und ihren 11.000 Jungfrauen die Menschen in ganz Europa fasziniert und Köln auch dafür weithin bekannt gemacht. 

Ein spannendes und hervorragend recherchiertes Werk


Meine Damen und Herren, der Band 2 ist ein spannendes und hervorragend recherchiertes Werk, das nun mit seinen 513 Seiten und dem beigefügten Kartenwerk auf unsere ganz persönliche Entdeckung wartet. Ich danke Ihnen, Herr Prof. Ubl, ganz herzlich für Ihre Arbeit, die uns ein bislang noch unbeschriebenes Kapitel der Geschichte unserer Heimatstadt schenkt. Ein ganz herzlicher Dank geht auch an den Greven-Verlag, der diese gesamte wunderbare Reihe und so auch dieses neueste Werk verlegt. Sie sprechen ja selbst davon, dass diese detaillierte, anschauliche und umfassende Gesamtdarstellung unserer Kölner Stadtgeschichte eines Ihrer ehrgeizigsten und schönsten Projekte ist – wie wahr.

Und nochmals der Dank an die Historische Gesellschaft Köln, die finanziert mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern, Kuratoren, Sponsoren und Stiftungen die Herausgabe einer wissenschaftlich fundierten, allgemein verständlichen Darstellung der 2000-jährigen Geschichte unserer Stadt ermöglicht.

Wie den vorherigen Bänden auch, wünsche ich dem Band über das Frühmittelalter in Köln und die Entstehung unserer heiligen Stadt am Rhein die verdiente Aufmerksamkeit und zahlreiche interessierte Leserinnen und Leser nicht nur in unserer Stadt.