Das ist mal ein Motto: „Wir wissen nicht, was wir suchen, aber wir wollen auf jeden Fall die ersten sein, die es entdecken!“ Dietmar Kobboldt und sein Team der studiobühneköln haben im Laufe der vergangenen Jahre auf jeden Fall jede Menge Entdeckungen gemacht. Jetzt hat sich der engagierte Theatermacher und Kulturfunktionäre in den Ruhestand verabschiedet.

„Es ist ja kaum vorstellbar, dass ein leidenschaftlicher Theatermann wie Kobby nun plötzlich und vollständig von seiner großen Leidenschaft – dem Theater – loslassen wird. Insofern bin ich sehr gespannt, wo sich unsere Wege alsbald kreuzen werden“, sagte Bürgermeister Dr. Ralph Elster, der natürlich einen intensiven Blick auf den Werdegang des scheidenden Theaterchefs warf.

Dietmar Kobboldt. Foto: Timo Vogt

„Sein erster Arbeitstag, er war studentische Hilfskraft und Anfang 20, fiel zusammen mit der Eröffnungsfeier in den damals frisch bezogenen Räumen der Alten Mensa an der Universitätsstraße am 1. März 1981“, berichtete der CDU-Kulturpolitiker.

Die studiobühneköln von der Pike auf gekannt

Kobby habe die studiobühneköln also von der Pike auf gekannt. Als er dann 2009 zunächst kommissarisch die Leitung von seinem Vorgänger Georg Franke übernahm, war er zu diesem Zeitpunkt längst eine der großen Persönlichkeiten der freien Kölner Theaterszene, als Regisseur, als Gründer des eigenen Theaterensembles c.t.201, mit dem dann auch zahlreiche Preise gewonnen wurden, nicht zuletzt der Kölner Theaterpreis u.a. in den Jahren 1995 und 2002. 

Aktuell befindet sich die studiobühne mit dem Programm „AUSWÄRTSSPIELE“ bereits in der zweiten Spielzeit im Interim zu Gast bei anderen Kölner Theatern oder auch hier bei der Tanzfaktur.

Dr. Ralph Elster, Bürgermeister der Stadt Köln. Foto: Timo Vogt

„Jahr für Jahr ein anspruchsvolles Programm auf die Beine zu stellen und nun auch noch ein Interim zu meistern, also ganz viel strategisches und noch mehr operatives Geschäft zu bewältigen, das sind die Aufgabenstellungen, die man bewältigen muss, damit so ein Juwel wie die Studiobühneköln tatsächlich auch glänzen kann. Alles Aufgaben also, für die es in jedem Fall ganz viel kulturelles Wissen, viel Gespür und Geschick, aber auch Konstanz und Beharrlichkeit verlangt und eben auch ganz viel Herzblut“, so Dr. Ralph Elster in seiner Laudatio. Und weiter: „Wenn man sich diese anspruchsvollen Anforderungen anschaue, dann war die studiobühne Kobby geradezu auf den Leib geschrieben.“

Das aktuelle Programm der studiobühneköln ist erfolgreich und innovativ

Erfolgreich und innovativ ist nun auch das Programm der aktuellen Spielzeit, die am 7. September mit „Mein Vater war König David“ begonnen hat, einem Stück, das bereits zweifach für die diesjährige Theaterpreisverleihung nominiert worden ist. Im Vorwort zum Programmheft wird Kant mit  seinem Wahlspruch der Aufklärung zitiert: „Sapere aude!“ Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!

„Lieber Kobby, wir haben uns ja in ziemlich vielen Sitzungen und den unterschiedlichsten Konstellationen getroffen: Im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung, als unermüdlichen Begleiter unseres Kulturausschusses oder im Umfeld der wichtigen Theaterkonferenz, bei der Kobby 15 überaus engagierte Jahre lang den Vorsitz inne hatte. Immer konnte man Kobby – im Sinne von Sapere aude – als streitbaren Fürsprecher unserer freien Kulturszene erleben, der zuweilen kompromisslos, aber mit viel Sachverstand nicht nur für die Belange der Freien Theaterszene geworben hat, sondern als jemanden der letzten Endes unermüdlich für die Weiterentwicklung unseres Kölner Kulturstandortes gekämpft hat“, betonte der Kölner Bürgermeister.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Kobby der Theaterszene als kritischer Zuschauer und Beobachter erhalten bleiben wird.

Abschließend sagte Dr. Ralph Elster: „Ganz persönlich wünsche ich Ihnen lieber Herr Kobbolt, wünsche  Dir lieber Kobby, alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und viele Gelegenheiten, Deinen Unruhestand zu genießen. Ich darf mich abschließend noch einmal im Namen der Stadt Köln bei Dir bedanken, für Dein jahrzehntelanges Engagement für die Studiobühne aber auch insgesamt für unsere Kulturstadt Köln. Danke Kobby und mach et jot.“

Titelfoto: Timo Vogt

Die Rede im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Gerlof (Kanzler der Universität zu Köln),
liebe Frau Marcus (Laudatio),
sehr geehrte Frau Prof. Würzbach,
lieber Herr Gepner, Leiter der TanzFaktur,
liebe Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung,
lieber Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, 
liebes Team der studiobühneköln, (Tim Mrosek, Christian „Pütz“ Klingebiel, Niels Nester),
liebe Freundinnen und Freunde der studiobühne und Wegbegleiterinnen und – begleiter von Dietmar Kobboldt,
meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste, 
vor allem aber lieber Kobby.

Zunächst darf ich Sie alle heute Abend ganz herzlich im Namen der Stadt Köln und unserer Oberbürgermeisterin Henriette Recker zu einem ganz besonderen Anlass hier in der Tanzfaktur begrüßen.

Nach vierzehn Jahren an der Spitze der Studiobühne hat sich Kobby nun Ende des vergangenen Monats in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Es ist daher mehr als angemessen, dass wir uns heute nochmals die Zeit nehmen, auf Dietmar Kobbolts Wirken in der Studiobühne, aber auch in der gesamten Kölner Kulturlandschaft zurückzublicken.

Ein zentrale Perspektive nimmt dabei selbstverständlich diese großartige Institution studiobühneköln ein. Schon im Jahr 1920 – also kurz nach dem Ersten Weltkrieg und unmittelbar nach der Wiedereröffnung unserer Universität – gegründet, ist sie heute das älteste, immer noch aktive deutsche Universitätstheater. In Sachen Kunst und Kultur war unsere Kölner Universität offensichtlich schon immer gut aufgestellt.

Die studioobühneköln hat sich vom reinen Theater zu einer Produktionsstätte für Theater und Film entwickelt

Seit den späten sechziger Jahren suchten und erforschten ganze Jahrgänge von Studentinnen und Studenten in der studiobühneköln die theoretischen und praktischen Möglichkeiten von künstlerischer Arbeit an der Hochschule. Im Laufe der Zeit hat sich passend zur Medienstadt Köln das Aktionsfeld der studiobühne sukzessive vom reinen Theater hin zu einer Produktionsstätte für Theater und Film erweitert und sehr schnell hat sich die studiobühne mit ihren Formaten und Produktionen einen hervorragenden Ruf in unserer Stadt, aber auch weit darüber hinaus erworben.

Im Jahr 1974 erhob die Universität zu Köln die „Studiobühne und Filmwerkstatt“ schließlich zu einer zentralen Einrichtung, die sie seitdem als selbständiges, offenes kulturelles Zentrum der Universität unterhält und fördert.

Die studiobühne prägt bis heute maßgeblich das kulturelle Angebot nicht nur für Studentinnen und Studenten, sondern insgesamt für das Publikum der freien Kölner Theaterszene durch zahllose Eigenproduktionen, Koproduktionen mit unterschiedlichsten freien Theatergruppen, mit studentischen Produktionen unter dem Label “UniBühne” oder durch nationale und internationale Gastspiele und Festivals.

Die studiobühneköln versteht sich dabei nicht als ein weiteres Stadttheater, vielmehr will sie die Akteure zum experimentellen und innovativen Umgang mit Theater und Film ermuntern und den Blick über die vermeintlichen Grenzen hinaus ermöglichen.

Damit ein Juwel wie die studiobühneköln glänzen kann

Wie wir wissen, befindet sich die studiobühne mit dem aktuellen Programm „AUSWÄRTSSPIELE“ bereits in der zweiten Spielzeit im Interim zu Gast bei anderen Kölner Theatern oder auch hier bei der Tanzfaktur.

Jahr für Jahr ein anspruchsvolles Programm auf die Beine zu stellen und nun auch noch ein Interim zu meistern, also ganz viel strategisches und noch mehr operatives Geschäft zu bewältigen, das sind die Aufgabenstellungen, die man bewältigen muss, damit so ein Juwel wie die Studiobühneköln tatsächlich auch glänzen kann. Alles Aufgaben also, für die es in jedem Fall ganz viel kulturelles Wissen, viel Gespür und Geschick, aber auch Konstanz und Beharrlichkeit verlangt und eben auch ganz viel Herzblut.

Wenn man sich diese anspruchsvollen Anforderungen anschaut, dann war die studiobühne Kobby geradezu auf den Leib geschrieben. Seine Paraderolle zu sagen in den vergangenen vier Jahrzehnten: Sein erster Arbeitstag, er war studentische Hilfskraft und Anfang 20, fiel zusammen mit der Eröffnungsfeier in den damals frisch bezogenen Räumen der Alten Mensa an der Universitätsstraße am 1. März 1981.

Die studiobühne kannte Kobby also von der Pike auf, als er 2009 zunächst kommissarisch die Leitung von seinem Vorgänger Georg Franke übernahm und er war zu diesem Zeitpunkt längst eine der großen Persönlichkeiten unserer freien Kölner Theaterszene, als Regisseur, als Gründer des eigenen Theaterensembles c.t.201, mit dem dann auch zahlreiche Preise gewonnen wurden, nicht zuletzt der Kölner Theaterpreis u.a. in den Jahren 1995 und 2002. 

Als Kobby die Gesamtleitung der Studiobühne übernahm, konzentrierte er sich konsequent auf das Programm unter dem selbst gewählten Motto „Wir wissen nicht, was wir suchen, aber wir wollen auf jeden Fall die ersten sein, die es entdecken!“ Und Kobby und sein Team haben im Laufe der vergangenen Jahre jede Menge Entdeckungen gemacht.

Ein Schwerpunkt der Arbeit lag auf der Nachwuchsförderung, der Förderung einzelner Talente, aber auch auf der sehr erfolgreichen Förderung von Nachwuchsensembles und Gruppen. Die finanziell gesehen, präferierte Lage einer Universitätsinstitution, hat Kobby stets auch als Verpflichtung gesehen, sich nicht im Mainstream verstecken zu müssen, sondern ästhetisch und künstlerisch etwas riskieren zu können. Ein Leitmotiv der Studiobühne war, dass dort Formate ihren Platz finden konnten, die woanders nicht oder noch nicht möglich waren.

Erfolgreich und innovativ ist nun auch das Programm der aktuellen Spielzeit, die am 7. September mit „Mein Vater war König David“ begonnen hat, einem Stück, das bereits zweifach für die diesjährige Theaterpreisverleihung nominiert worden ist. Im Vorwort zum Programmheft wird Kant mit  seinem Wahlspruch der Aufklärung zitiert: „Sapere aude!“ Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Lieber Kobby, wir haben uns ja in ziemlich vielen Sitzungen und den unterschiedlichsten Konstellationen getroffen: Im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung, als unermüdlichen Begleiter unseres Kulturausschusses oder im Umfeld der wichtigen Theaterkonferenz, bei der Kobby 15 überaus engagierte Jahre lang den Vorsitz inne hatte. Immer konnte man Kobby – im Sinne von Sapere aude – als streitbaren Fürsprecher unserer freien Kulturszene erleben, der zuweilen kompromisslos, aber mit viel Sachverstand nicht nur für die Belange der Freien Theaterszene geworben hat, sondern als jemanden der letzten Endes unermüdlich für die Weiterentwicklung unseres Kölner Kulturstandortes gekämpft hat.

Nach nunmehr 42 Jahren Studiobühne kommt nun also der Unruhestand. Es ist ja kaum vorstellbar, dass ein leidenschaftlicher Theatermann wie Kobby nun plötzlich und vollständig von seiner großen Leidenschaft – dem Theater – loslassen wird. Insofern bin ich sehr gespannt, wo sich unsere Wege alsbald kreuzen werden. In jedem Fall werde ich versuchen, am 4. Dezember bei der „34. Verleihung der Kölner Tanz- und Theaterpreise“ dabei zu sein, weil Kobby ja dort verdienterweise, wie auch heute noch in Kölner Zeitungen nachzulesen ist, mit dem Kölner „Theaterverdienstorden“, also dem diesjährigen Ehrentheaterpreis ausgezeichnet wird.

Auch dass Kobby der Theaterszene als kritischer Zuschauer und Beobachter erhalten bleibt, ist ja bereits schon angeklungen.

Ganz persönlich wünsche ich Ihnen lieber Herr Kobbolt, wünsche  Dir lieber Kobby, alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und viele Gelegenheiten, Deinen Unruhestand zu genießen.

Ich darf mich abschließend noch einmal im Namen der Stadt Köln bei Dir bedanken, für Dein jahrzehntelanges Engagement für die Studiobühne aber auch insgesamt für unsere Kulturstadt Köln. 

Danke Kobby und mach et jot.