In Erfurt wird Karneval gefeiert und es gibt eine jecke Freundschaft zwischen Erfurt und Zündorf? Was man nicht alles lernt in der fünften Jahreszeit. Und so freute sich Kölns Bürgermeister Dr. Ralph Elster Gäste des KV FACEDU aus Erfurt und der Garde-Korps Köln KG „Blau Weiß Zündorf“ im Historischen Rathaus begrüßen zu dürfen.

„Als mich Andreas Bischoff fragte, ob wir uns in dieser Konstellation heute hier im Rathaus treffen könnten, war ich zunächst verwundert, denn 1. war mir die karnevalistische Tradition Erfurts gänzlich unbekannt und 2. fragte ich mich wie die Verbindung zwischen den Köln-Zündorfern und den Erfurtern zustande gekommen ist“, sagte Dr. Ralph Elster zur Begrüßung der Gäste aus der thüringischen Landeshauptstadt. „Ich habe inzwischen dazu gelernt und mir ist mal wieder klar geworden, dass im Karneval und Fasching nichts unmöglich ist und ganz eigene Geschichten geschrieben werden.
Und es ist eine fantastische Geschichte, dass wir uns durch den Kontakt zweier Arbeitskollegen aus Erfurt und aus Köln in diesem Jahr, dem Jahr der Jubiläen hier nun zusammenfinden“, so der Kölner Bürgermeister weiter.

Denn FACEDU Erfurt feiert sein 50-jähriges Bestehen, die Garde-Korps Köln KG „Blau Weiß Zündorf ihr 95-Jähriges und das Festkomitees Kölner Karneval gar sein 200-Jähriges – wahrlich gute Gründe um zu feiern und das Feiern sollte beim Besuch der Erfurter natürlich nicht zu kurz kommen.

Doch zuvor genossen die Gäste eine Führung durch das Historische Rathaus mit Erläuterungen zum „Kölschen Boor“, der ursprünglich an der Eigelsteintorburg stand, zum historisch gewachsenen Rathaus-Komplex selbst oder zum Hansasaal mit den „Neun guten Helden“.

Die Rede im Wortlaut

Liebe Karnevalsfreunde aus Erfurt und aus Zündorf

ich freue mich riesig, Sie liebe Gäste des KV FACEDU aus Erfurt und die Vertreter der Garde-Korps Köln KG „Blau Weiß Zündorf“  von 1928 e.V. hier im Kölner Rathaus begrüßen zu können.

Als mich Andreas Bischoff fragte, ob wir uns in dieser Konstellation heute hier im Rathaus treffen könnten, war ich zunächst verwundert, denn 1. war mir die karnevalistische Tradition Erfurts gänzlich unbekannt und 2. fragte ich mich wie die Verbindung zwischen den Köln-Zündorfern und den Erfurtern zustande gekommen ist. Ich habe inzwischen dazu gelernt und mir ist mal wieder klar geworden, dass im Karneval und Fasching nichts unmöglich ist und ganz eigene Geschichten geschrieben werden.
Und es ist eine fantastische Geschichte, dass wir uns durch den Kontakt zweier Arbeitskollegen aus Erfurt und aus Köln in diesem Jahr, dem Jahr der Jubiläen hier nun zusammenfinden.

Drei Jubiläen

Die KV FACEDU feiert ihr 50 jähriges Bestehen die Garde-Korps Köln KG „Blau Weiß Zündorf ihr 95jähriges und das Festkomitees Kölner Karneval gar sein 200 jähriges wahrlich Gründe zu feiern und am kommenden Donnerstag wird genau hier in diesem Raum die Fraktion der CDU Köln ihre Weiberfastnachtsparty feiern, nachdem um 11.11 Uhr ein paar Meter weiter auf dem Heumarkt der Straßenkarneval eröffnet wurde. Karneval verbindet, nicht nur Köln und Erfurt sondern an den tollen Tagen ganz viele Menschen miteinander. Der Rosenmontagszug in Köln hat nicht nur über 10000 Teilnehmer sondern wird vermutlich auch in diesem Jahr wieder fast 1,5 Millionen Zuschauer anlocken und alle freuen sich das Dreigestirn – bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau zu sehen, die den Kölner Karneval anführen. Das bringt mich zu dem Karnevalsrelikt das wir auch hier im Rathaus haben,  gehen wir mal einige Meter weiter in die Piazzetta.

Hier sehen wir den „Kölschen Boor“ der ursprünglich an der Eigelsteintorburg stand.

Dieser Boor symbolisierte seit dem hohen Mittelalter die Zugehörigkeit Kölns zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Die Entstehung der Symbolfigur des „Kölner Bauern“, der bis heute im Brauchtum des Kölner Karnevals als Mitglied des Kölner Dreigestirns überdauerte, ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich versinnbildlicht er in Verbindung mit den in zeitgenössischen Abbildungen gezeigten Symbolen die Verbundenheit von Stadt und Ständen mit dem Reich und symbolisiert die Wehrhaftigkeit der alten Reichsstadt Köln.
Er geht auf eine historische Figur zurück und steht insbesondere auch für die Befreiung Kölns aus der Macht der Erzbischöfe in der Schlacht von Worringen. So trägt er als Stadtbewahrer auch die Stadtschlüssel an seinem Gürtel, die er bei der Proklamation des Dreigestirns von der Kölner Oberbürgermeisterin verliehen bekommt.
Des Weiteren trägt der Kölner Bauer einen Dreschflegel in der linken Hand. Auf seinem mächtigen Hut trägt er Pfauenfedern, die die Unsterblichkeit der Stadt Köln darstellen sollen.

Das älteste Rathaus Deutschlands

Lassen Sie mich bei der Gelegenheit noch einige Worte zum Kölner Rathaus verlieren.

Wenn man in Köln vom „Rothuus“ spricht, meint man nicht ein einzelnes Gebäude, sondern man denkt an den Gebäudekomplex aus Rathausturm, Rathauslaube, historischem Rathaus und Spanischem Bau. Und so präsentiert sich das Kölner Rathaus auch nicht als ein Gebäude aus „einem Guss“, sondern als Abfolge einzelner Baugruppen aus ganz verschiedenen Zeiten mit ganz unterschiedlichen Baustilen. Das konnten wir ja schon durch den Gang von meinem Büro hier in die Piazzetta wahrnehmen.

Auch das macht die Besonderheit aus, hier vereint sich nämlich alt und neu auf engem Raum wie in kaum einem anderen Gebäude in unserer Stadt. Und „alt“ hat für das Kölner Rathaus eine ganz besondere Bedeutung, denn es ist – so wird gesagt – das älteste Rathaus Deutschlands überhaupt. Schon im Jahre 1132 wurde es erstmals urkundlich erwähnt, als ein Haus, in dem die Kölner Bürger zusammenkamen. 

Seitdem hat sich natürlich außen und innen vieles verändert. Gebäudeteile wurden zerstört und abgerissen, neue sind hinzugekommen. Vor allem auch die Schäden des 2. Weltkriegs waren besonders heftig, der Wiederaufbau des Historischen Rathauses hat im Wesentlichen in den 50er und 60er Jahren stattgefunden

Wir befinden uns hier in der Piazzetta

Piazzetta ist italienisch und heißt kleiner Platz. Sie wurde von dem Architekten Karl Band ausdrücklich als offen wirkende Platzfläche entworfen. Die Namensgebung wurde bewusst gewählt, um an die römisch-italienische Tradition der Volksversammlung auf freien Plätzen in den Städten der Antike, bzw. den oberitalienischen Städten im Hochmittelalter anzuspielen. Dementsprechend finden in der Piazzetta auch häufig größere Veranstaltungen von gesamtstädtischer Bedeutung mit entsprechenden Teilnehmerzahlen statt. 

Unter der Decke hängt der „Baldachin“ von Hann Trier, der dort 1980 angebracht worden ist. Der in Köln lebende Maler Hann Trier wurde im Frühjahr 1977 beauftragt, ein freischwebendes, beidseitig bemaltes Hängebild für die Halle des Historischen Rathauses herzustellen, das er 1980 dann fertigstellte. Auf der Unterseite variiert Hann Trier frei über Farben und Formen des Stadtwappens. Die von der Galerie aus sichtbare Oberseite zeigt den in Jahrhunderten gewachsenen Lageplan der Stadt Köln in der richtigen Nord-Süd-Orientierung. Die Namen einzelner Kirchen und volkstümliche Sprüche auf Kölsch sind wie genauso wie auch zahlreiche Graffiti über die gesamte Fläche verteilt.

Einen Raum würde ich Ihnen gerne noch zeigen, nämlich den Hansasaal

Dieser prächtige gotische Prunksaal geht zurück auf Vereinbarungen des Rates der Stadt Köln mit dem nördlich angrenzenden Nachbar des mittelalterlichen Rathausgebäudes, Anselm von Osnabrück. Durch dessen Bauvorhaben werden am Ende die Möglichkeiten für die Errichtung des sogenannten „Langen Saals“ geschaffen. Vergleichbare Räume kennt man übrigens aus den allerdings etwas jüngeren Rathäusern von Münster und Lübeck. Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieser Saal dann Hanseatischer Saal und schließlich Hansasaal genannt in Erinnerung daran, dass im Jahre 1367 die Hansestädte an diesem Ort die Kölnische Konföderation eingegangen sein sollen. Für die Hanse war dies damals eine überlebenswichtige Verabredung im Kampf gegen den Dänenkönig Waldemar. Das Tonnengewölbe des Hansasaals erinnert noch heute noch an einen Schiffsrumpf, also an das wichtigste Transportmittel der Hanse. 

Die prächtige Südwand, die in ihrem wunderbaren gotischen Fialwerk die sogenannten „Neun guten Helden“ darstellt, gehört heute zum wertvollsten Interieur unseres Rathauses. 

Die Neun Guten Helden sind ein beliebtes Motiv aus der Literatur des 13. Jahrhunderts und wegen des dahinter stehenden Ideals „zogen“ sie europaweit in die Rathäuser und Amtsstuben ein, um Ratsherren und andere Würdenträger an eine „gute Regierung“ zu gemahnen. Im Kölner Rathaus ist die früheste Darstellung dieser Neun Helden im deutschsprachigen Raum zu finden; als die neun idealen Helden oder Ritter werden von rechts als versteinerte Vertreter der heidnischen Zeit Alexander der Große, Hector und Julius Cäsar präsentiert. Für die alttestamentarische Zeit stehen Judas Makkabäus, David und Josua und für das christliche Zeitalter Gottfried von Bouillon, König Artus und Karl der Große.  

Acht Propheten

Über den Neun Guten Helden trohnt übrigens noch die Statue von Kaiser Ludwig dem Bayer, in dessen Kaiserzeit der Hansasaal gebaut worden ist.

An der ebenfalls filigran ausgearbeiteten Nordwand des Hansasaals findet man Kopien der „Acht Propheten“. Die im frühen 15. Jahrhundert angefertigten, hölzernen Originale kann man heute im Mittelaltermuseum Schnütgen bestaunen. Mit ihren Spruchbändern mahnten sie die damaligen Ratsherren zu gerechtem und weisem Handeln.

Ich hoffe ich konnte Ihnen das Kölner Rathaus ein wenig näher bringen, ich wünsche den Erfurtern eine gute Zeit hier in Köln. Sofern sie den Karneval mitfeiern, natürlich ganz viel Spaß. Und den wünsche ich auch der Garde-Korps Köln KG „Blau Weiß Zündorf“.

Herzlichen Dank für ihr Engagement für diese tolle Verbindung zwischen Köln und Erfurt.